Fäden vernähen ohne Tränen

Darf ich euch etwas beichten? Ich trage schon lange eine geheime Neigung mit mir herum, die ich vor meiner strickenden Umwelt geheim zu halten versuche. Aber jetzt kann ich meine wahre Natur nicht länger verbergen, jetzt muss es endlich raus: Ich vernähe gerne Fäden! (Anm. d. Red.: Waaas?! Ist die irre?!)

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Zugegeben, wenn mir aus einem mehrfarbigen Strickstück fingerdicke Büschel Fadenenden entgegenwinken, mache ich nicht unbedingt Luftsprünge. Aber generell finde ich es sehr schön, nach dem Abketten der letzten Masche eines Projekts, an dem ich wochenlang gearbeitet habe, noch das kleine Abschiedsritual des Fadenvernähens zu haben. Das ist wie das Binden des Schleifchens um das Weihnachtsgeschenk oder wie das Petersilie-Sträußlein auf dem angerichteten Teller.

Nun weiß ich ja, dass nicht viele von euch meine Liebe für das Fädenvernähen teilen. Antje hat euch deshalb schon vor einiger Zeit einen wunderbaren Beitrag mit Tipps geschrieben, lose Fadenenden beim Knäulwechsel vollständig zu vermeiden.

Manche Fadenenden aber kann man einfach nicht vermeiden. Da kann man unterwegs zusammenfilzen, einweben und verzwirnen so viel man will, spätestens das letzte Endchen muss dann doch vernäht werden. Damit euch das gut gelingt, dauerhaft hält und vielleicht sogar auch noch etwas Spaß macht, habe ich hier ein paar Tipps für euch.

1. Choose your Weapon!

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Wer Fäden vernähen will, braucht eine Nadel, sonst wirds schwierig. Auf die Schnelle reicht hier schon oft eine dicke Stopfnadel aus Omas Handarbeitskörbchen – Hauptsache ist, dass ihr euer Garn durch die Öse bekommt, und dass die Nadel stumpf ist. Im ganz argen Notfall könnt ihr auch mit einer Häkelnadel arbeiten, die zwei oder drei Stärken unter der im Projekt verwendeten Nadelstärke liegt. Ich empfehle aber generell die Anschaffung eines kleinen Satzes Wollnähnadeln wie zum Beispiel die von KnitPro. Die kosten nicht die Welt, lassen sich wutanfallsfrei befädeln und sind außerdem noch bunt.

2. Fäden vernähen bei glatt rechts und kraus rechts

Das Fadenende wird selbstredend immer auf der Rückseite des Projekts vernäht. Viele haben hier eine Augen-zu-und-durch-Technik: Den Faden wahllos durch drei oder vier verschiedene Schlaufen ziehen, die sich gerade anbieten, abschneiden und das Beste hoffen.

Kann man natürlich so machen, wird dann nur leider meistens Mist. Zum Beispiel, weil man den Fadenverlauf von der Vorderseite her sehen kann oder weil sich das Fädchen nach einigem Dehnen des Strickstücks wieder herauswurstelt. Oder weil man den Faden so gut vernäht, dass das Strickstück an dieser Stelle nicht mehr elastisch ist. Oder weil die Innenseite an dieser Stelle gut sichtbar ist, etwa bei einem Cardigan mit fließender Front oder einem Schal, und daher der wild vernähte Faden voll im Blickfeld hängt.

Was also tun? Die klugen Leute von DROPS machen es mal wieder wunderbar vor:

[dsgvo-vimeo url=”https://vimeo.com/52195303″ ]

In Kurzform: Ihr vernäht den Faden für einige Maschen über zwei Reihen so, dass er dem Maschenbild folgt. Warum über zwei Reihen? Damit er sich auch mal aus einer oder zwei Maschen rausschleichen kann, ohne dass gleich ein Drama entsteht. Und warum im Maschenbild? Damit er unsichtbar wird. Prima, oder?

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Bei kraus rechts Gestricktem gilt das gleiche Spiel:

[dsgvo-vimeo url=”https://vimeo.com/52195302″ ]

3. Bündchen und Brioche

Für Rippenmuster und klassisches Brioche muss man nicht dem Muster folgen, sondern kann sich senkrecht runtermogeln. Film ab, DROPS!

[dsgvo-vimeo url=”https://vimeo.com/52195301″ ]

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Das funktioniert bei Brioche genauso, wo die Rippen ja sogar noch etwas prominenter hervortreten. Auch dazu hat Antje schon mal berichtet.

4. Und was ist mit Häkeln?

Die Häkler lachen sich derweil natürlich schön ins Fäustchen. Da hier weniger eine Art Netz wie beim Stricken entsteht, sondern die Maschen sozusagen aneinandergeknotet werden, hat man jede Menge Platz, um Fadenenden zu verstecken. Beim Knäuel- oder Farbwechsel häkelt man die Enden einfach on the go mit ein und muss sich nie wieder mit ihnen herumschlagen …

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… und Abschlussfäden kann man einfach mit der Nadel in einen Maschenkanal bugsieren und abschneiden. Gehäkeltes ist im vergleich zu Gestricktem so unflexibel, dass das Fädchen von selbst nicht mehr rauskommen kann.

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5. Achtung, rutschig!

Vermutlich ist es euch auch schon aufgefallen: Manche Garne lassen sich einfach leichter vernähen als andere. Schafswolle zum Beispiel ist recht brav, vor allem, wenn sie keine Superwash-Behandlung hat. Da bleibt meistens alles an seinem eingenähten Platz und hat auch sonst keine Ambitionen, auf Wanderschaft zu gehen. Schwieriger wird es da schon bei Superwash-Garnen, Merino, Alpaka oder Baumwolle. Aber auch hier hat DROPS einen schönen Tipp parat:

[dsgvo-vimeo url=”https://vimeo.com/66800013″ ]

Der Faden wird in seine Bestandteile aufgedröselt und in Einzelteilen vernäht. Das dauert zwar länger, hat dafür aber weniger Ärgermacher-Potenzial und sieht auch nicht so blöde aus, wenn doch noch mal was wieder rausrutscht.

Ich hoffe, ich konnte euch damit für das Fädenvernähen begeistern. Nicht? Macht euch nichts draus, ihr Fädchen. Ich werde euch immer lieb haben!

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Kommentare

  1. Von Petra P. am 25. Oktober 2016:

    Hallo Nina,

    Du hast heute ein sehr gutes Thema zu Papier gebracht. Wer vernäht schon gerne Fäden? Ich gehöre auch zu denjenigen, die nicht unbedingt hier schreien, um diese Arbeit zu erledigen aber es muss halt sein , wenn das Teil fertig werden soll..Ich mache es auch so, wie in den 3 Drops Videos. Bei manchen Teilen verkreuze ich auch den alten Faden mit dem Neuen und stricke paar Maschen mit doppelten Faden. Aber das kann man leider nicht oft anwenden. Das mit dem Faden teilen und dann vernähen habe ich auch schon gemacht aber das sagt mir überhaupt nicht zu

    • Von Nina am 25. Oktober 2016:

      Stimmt, das mit dem Verkreuzen ist eine gute Technik. Ums Vernähen kommt man dann leider trotzdem nicht.

  2. Von Moni am 25. Oktober 2016:

    Ganz mein Thema, ich tue mich auch sehr schwer, die Fäden vernünftig zu vernähen, besonders bei Tüchern, wo man auch die Rückseite sieht.
    Danke für deine Hilfreichen Tipps und Tricks. Hätte ich eher sehen müssen, dann wäre so mancher meiner Pullis von rechts und links tragbar;-).

    Liebe Grüße
    Moni

  3. Von Uschi B. am 25. Oktober 2016:

    Again what learned 😉 vielen Dank für die guten Tips!

    • Von Nina am 25. Oktober 2016:

      It is me a joy!

  4. Von Christine am 25. Oktober 2016:

    Ist noch mal ein guter Tipp!
    Aber mir macht Fäden vernähen auch Spaß. Gerade bei einem so bunten Stück wie dem momentanen West-KAL muss ich einfach zwischendurch vernähen. Dann gefällt mir mein Strickstück noch besser.
    Das Einzige, was ich nicht mag, sind Ärmel einnähen. Solche Strickstücke müssen etwas “abhängen”. 😉

  5. Von Britta am 25. Oktober 2016:

    ohne Nähen und ohne Auftragen:

    beide Enden aufteilen, je einen Teil vom alten und neuen Knäuel gut 30 cm übereinanderlegen und stricken, dabei am Beginn der Fadenhochzeit 2 Maschen mit beiden vollen Fäden stricken, damit es keine dünnen Lücken gibt. Dann das 2 Ende des alten Fadens lang hängen lassen, vom neuen Faden ca 6 cm. Ungefähr 6 cm vor Ende des alten Fadens den 2. neuen Teil dazunehmen, auch hier nur 2 Maschen mit 3 Teilen stricken, dann die letzten 6 cm des alten Fadens hängen lassen. Jetzt strickt man mit dem kompletten neuen Faden weiter. Auf der Rückseite hängen jetzt 2 x lang und 2 x kurz. Die Fäden jetzt bei jeder neuen Runde oder Rückreihe beim Überstricken mit dem neuen Faden verdrehen und so auf der Rückseite mit hochführen, ohne zuviel zu ziehen. Mit jeweils einer normalen Reihe Abstand dazwischen die losen Enden mit einstricken, sieht man nicht, ca 1,5 cm stehen lassen Außerdem darauf achten, das die Fadenwechsel immer irgendwo an der Seite des Pullis stattfinden, da hängen später die Arme drüber 🙂 Nach der ersten Wäsche die letzten Zipfel abschneiden, durch das Waschen haben sich die Fäden eingelegen und krabbeln auch bei glatten Garnen wie Alpaca nicht mehr raus.

    Nie mehr nähen.

    • Von Nina am 25. Oktober 2016:

      Nie mehr nähen? Ketzerei! ;-P
      Aber danke für das Mini-Tutorial. 😀

  6. Von Isabell am 26. Oktober 2016:

    Danke für die tollen Tipps! Mir geht es wie dir: Ich vernähe gerne Fäden, weil es einfach so ein schöner Abschluss ist und das Strickstück hinterher immer so toll ausschaut!

  7. Von Martina Geay am 26. Oktober 2016:

    Vielen Dank für den schönen Beitrag, ich habe gleich nach dem Lesen die Fäden meines Hosenmatz vernäht.

  8. Von Katrin Haß am 27. Oktober 2016:

    Das Schlimmste was ich bisher auf der Nadel zum Vernähen hatte, war ein Blütenpulli, der fast ausschließlich aus Luftmaschen bestand. Natürlich gab’s in jeder Blüte 2 Farben. Ich kann nur sagen, das Vernähen von Fäden aus der glatten Muskat in Luftmaschen ist nicht nur schier unmöglich (überall gucken kleine Ziipfel raus) sondern nervenaufreibend bis zum Geduldsfadenriss!

  9. Von Michaela am 31. Oktober 2016:

    Es muß einfach mal gesagt werden: Ihr seid so unglaublich fleißig mit Eurem Blog!! Zumal Ihr ja noch ein weiteres fleißiges Bienchen gewinnen konntet. (Herzlich willkommen Nina!)
    Mein Pech war, daß ich aus technischen Gründen geraume Zeit ohne Internet war. Das war jetzt richtig Arbeit, die gesammelten Blog-Einträge nachzuholen, die ich verpaßt habe.
    Aber wie unwissend würde ich bleiben, wenn ich den Blog nicht emsig verfolgen würde, wie sich auch hier wieder zeigt. Ich stricke auch nicht erst seit gestern und wie vielen Fäden habe ich schon vernäht (grmpf, ich reihe mich ohne Scham in die Reihen derer ein, die es hassen), aber wieder, konnte ich dank Eures Blogs was dazu lernen. Wußte ich doch nicht, daß in Bündchen der Faden so simpel verstrickt werden kann. Und einen Baumwollfaden aufzudröseln finde ich auch sehr pfiffig, wenn dann auch noch mehr Fäden zu vernähen sind, aber kein Licht ohne Schatten. Zumal ich gerade ein monströse Drops-Belle-Projekt in Arbeit habe und die vernähten Fäden nicht wirklich unsichtbar sind. Ich denke ich pröckel die wieder raus, teile sie und vernähe neu.
    Also vielen Dank auch hierfür!

  10. Von Sabine am 01. November 2016:

    Danke für die tollen Tipps und wie immer super erklärt! Vor kurzem habe ich zu diesem Thema was auf you tube entdeckt, das für die eine oder andere von euch vielleicht interessant sein könnte: https://youtu.be/Md66MwyZNKI
    Dort werden die Fäden beim Stricken mit eingewebt (sorry, kein Vernähen!). Habe es noch nicht ausprobiert, sieht aber vielversprechend aus.

  11. Von Charlotte am 28. Dezember 2018:

    Der Beitrag ist zwar schon ein bisschen älter, aber er tauchte gerade mal wieder als Ablenkung von der Bügelwäsche auf.
    Ich habe für mich den I-Cord als Vernähalternative entdeckt. Bei meinem Doodler habe ich alle Fäden im I-Cord mitgeführt und so am Ende nur ein Fädchen zu vernähen gehabt.
    Zum Ansetzen eines neuen Knäuels in der gleichen Farbe fädele ich den neuen Faden mit einer Nadel über etwa fünf bis zehn Zentimeter in den neuen Faden ein. Das hält besonders bei Drops Nepal und Lima bombenfest und trägt fast überhaupt nicht auf.
    Jetzt habe ich allerdings eine Decke mit Intarsien, da hilft mir das leider auch nicht weiter…
    Kommt gut ins neue Jahr und immer weiter so!

  12. Von Melanie am 08. März 2020:

    Vielen Dank für die super tollen Tipps! Da ist das Fäden vernähen nur noch halb so schlimm 🙂 Ich stehe bei der Key Coast Decke auf der Leitung – was mache ich da am Besten mit den Fäden? Ein Tipp wäre super. Vielen Dank! Lg

  13. Von Ria Ophey am 12. Oktober 2021:

    Hallo Nina, wunderbare Seite…. habe dich zufällig gefunden.

    Stricke gerade eine Baby Decke nur mit rechten Maschen (Rippen) an den Seiten habe ich einen icord gestrickt. Insgesamt habe ich 8 verschieden farbige Blockstriefen gestrickt und muss somit 16 fäden vernähen.
    Hast du einen Tipp wie ich die Fäden evtl. in den icord vernähe.
    Wäre super… sonst probiere ich etwas aus, aber es würde sich ja anbieten.

    ganz lieben Dank
    Ria

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