Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich könnte stundenlang online Garne anschauen. Mache ich auch oft. Vor allem in der riesigen Farbvielfalt von Madelinetosh gehe ich regelmäßig verloren. Da will ich nur mal schnell nachgucken, wie noch mal dieses Dunkelgrau mit den leuchtend bunten Sprenkeln heißt (Night Hawk!) oder ob es ganz allgemein ein richtig schön dunkles Lila gibt (oh ja: Raspberry Cordial … seuuufz) – und plötzlich sind ungeahnte Zeitspannen nur damit vergangen, dass ich wie ein Kind vor dem Schaufenster eines Bonbonladens jede Farbe einzeln angeschmachtet habe.
Wenn ich dann tatsächlich ein neues Projekt plane, nehme ich aber erstaunlich selten eines der fantastisch gefärbten Madelinetosh-Garne, die ich so schön finde, sondern meistens doch wieder ein sehr zahm gefärbtes Garn ohne große Farbvarianz, Sprenkel und dergleichen. Denn leider Gottes ist es ja meistens so, dass sich aufwändigere Strickmuster wie Zöpfe, Lace oder Strukturmuster sowie lebhaft gefärbte Garne gegenseitig beißen: Einer von beiden stiehlt dem anderen schnell die Show.
Aber deshalb auf die schönen Madelinetosh-Garne verzichten? Nix da! Also habe ich mich auf die Suche nach einem passenden Projekt gemacht. Schlicht sollte es sein, damit das Garn mit all seinen Farben gut zur Geltung kommen kann. Aber nicht langweilig. Vielleicht in Kombination mit einem ruhigeren Garn? Aber nicht geringelt, das mache ich eh schon so oft. Aha: Das Shirt „Walk Along“ von Ankestrick erfüllt alle Anforderungen!
Die Anleitung ist mir schon öfter ins Auge gesprungen, weil sie – ähnlich wie der 3-in-1 von Atelier Alfa – einen mehrlagigen Look hat, im Gegensatz zum 3-in-1 aber von oben nach unten gestrickt wird, was ich lieber mache als andersherum. Bisher war mir das Modell schon fast zu schlicht. Ein bombastisches Garn macht es perfekt!
Aber welches? Ich liebe die weiche Madelinetosh Tosh Merino Light, wollte aber auch mal die Twist Light ausprobieren, die zudem mit ihrem kleinen Nylonanteil noch etwas strapazierfähiger ist. Abgemacht! Und die Farbe? Wie soll ich mich jemals entscheiden?
Die Wahrheit ist: Ich konnte mich tatsächlich nicht entscheiden. Deshalb habe ich kurzerhand meine mühsam auf zwei Kandidaten heruntergekämpfte Auswahl der Lanade-KAL-Gruppe auf Facebook zur Abstimmung vorgelegt und nach einem sehr spannenden und lustigen Wahlkampf einen Sieger per Mehrheitsentscheid ermittelt: Mandala!
Der andere Kandidat war übrigens die Farbe The Radness. Und eines Tages werde ich auch sie heimholen (schmacht) …
Mit der sagenhaften Mandala bin ich derweil absolut glücklich geworden. Ein leuchtendes Blau mit Ausflügen ins Violette und Türkise – großartig! Doch obwohl die Farben des Garnes noch alle sehr nah beieinander liegen, ist das Ergebnis glatt rechts verstrickt noch recht wild für meinen Geschmack. Meine Lösung: stattdessen glatt links stricken!
Natürlich kann man jedes Teil, das laut Anleitung glatt rechts gestrickt werden soll, einfach mit linken Maschen stricken. Das habe ich bei meinem „Walk Along“ auch im Wesentlichen gemacht. Damit es aber nicht aussieht, als habe ich mich morgens im Dunkeln angezogen und dabei versehentlich die falsche Seite nach außen gekrempelt, habe ich die sehr breiten Streifen an den Raglanschrägen und den Seiten, die in der Originalversion sehr dezent wirken, glatt rechts gestrickt. Der Effekt ist interessant und hebt das glatt links Gestrickte noch mal zusätzlich hervor.
Das Muster ist übrigens perfekt für den Abbau von Restbeständen, weil man die verschiedenen „Lagen“ so gut variieren kann. Meine drei Stränge Twist Light hätten nicht mehr ganz für lange Ärmel gereicht, dehalb habe ich es bei kurzen Ärmeln belassen und den Rest mit DROPS Baby Merino aufgestockt. Die beiden Garne haben eine leicht abweichende Maschenprobe, aber mit etwas Zupfen nach dem Bad kriegt man die beiden Merino-Mäuschen ganz einfach dazu, sich zu vertragen. Bei den Bündchen an den Oberarmen habe ich mit ein paar Stecknadeln beim Trocknen nachgeholfen, damit ich keine Puffärmelchen kriege. Der Rest hat sich von selbst ergeben.
Anleitung: Walk Along von Ankestrick, Größe M
Garn: 3× Madelinetosh Twist Light, Farbe Mandala; 3× DROPS Baby Merino Fb. 13, marine
Nadeln: KnitPro Symfonie Rundstricknadeln 3,0 mm
Der Pullover ist wunderbar geworden! Es ist immer wieder eine Freude, deine Beiträge zu lesen. Dankeschön!
Lieben Dank, Jana! 🙂
Ich liebe Deine Artikel und bekomme jedes Mal Lust alles nachzustricken (was ich natürlich und leider nicht schaffe).
Vielen Dank! Ideen laufen ja zum Glück nicht weg – ich stricke zum Beispiel grad ein Projekt, das schon seit 2 Jahren auf meiner Strickliste herumlungert …;)
Wunderbare Farben und toller Pulli !
Der Walk Along steht schon so lange auf meiner Strickliste ich muss den unbedingt mal in Angriff nehmen .
Liebe Nina,
Du schreibst so schön. Danke dafür. Der Pulli ist sehr schön geworden.
Hach, was für schöne Farben! Wilde Wolle ist einfach toll.
Herrlicher Beitrag, wieder wie immer so toll geschrieben und der Pullover sieht sehr schick an Dir aus- hast Du prima hin bekommen.
Tolle farbe, da kriege ich Lust, ihn sofort nachzustricken – nur die Nadelstärke ist mir zu dünn. Da mag ich dann doch nicht anfangen. Oder kann ich – da ich sehr fest stricke – vielleicht eine dickere Nadel nehmen???
Aber ich habe noch so viele UfOs…. Und nun noch eine Babydecke – das Paket mit der Wolle liegt hier schon. Oder vielleicht – mein Enkelkind kommt ja erst Ende Juli- grübel grübel
Das ist leider wahr, Sigrid. Das dünne Garn strickt sich nicht ganz so schnell … ich fürchte, da wird auch eine größere Nadelstärke nur begrenzt viel fruchten. Ich denke, das Modell sieht aber auch noch aus dickerem Garn sehr gut aus. 🙂
Suuuuuperschön. Perfekte Kombi der schlichten Form mit wildem Garn und Deinen Variationen. Applaus, Applaus!!!!
Ohhh, super schön, ich ringe gerade mit mir, ob ich mir ein paar Stränge der Twist Light für eine Strickjacke kaufen soll oder lieber warten, bis es die Farbe wieder als TML gibt oder Pashmina. Bei Ravelry schreiben die Leute, dass die Twist Light nich so dolle is und nicht so voll im Griff ist. Würdest du es mit der Malabrigo Sock vergleichen?
Hi Corinna,
als “nicht so dolle” würde ich die Twist Light auf keinen Fall titulieren, aber es ist schon ein deutlicher Unterschied zur TML, das stimmt. Die Twist Light ist viel glatter und flutschiger als die TML, so dass sich das Gestrick geschmeidiger, weniger voluminös und auch etwas dünner anfühlt. Das Garn ist sehr ähnlich der Malabrigo Sock, vielleicht sogar noch einen Ticken glatter wegen des Poly-Anteils. Ich persönlich mag sowohl die Twist Light wie auch die TML sehr gern, würde sie aber auch nicht immer für die gleichen Projekte verwenden.
Für welche Farbe schlägt denn dein Herz? 😀
Eheeem… Für ALLE, aber Filtered Light finde ich gerade toll, weil durch die subtilen Sprenkel auch einem kleinen Lacemuster nicht die Show gestohlen wird. Vielleicht ist es ja gerade für den Sommer das Richtige, weil man dann ja nicht diesen Flauschfaktor möchte….hach
Hab sie gekauft
Haha, sehr gut, Corinna! Die Filtered Light ist eine tolle Farbe für den Sommer!
Einfach nur genial … ich muss mir das mit der Verteilung der Rechts-Links-Maschen unbedingt merken, es wirkt dadurch noch einmal so schön♥♥♥.
Liebe Grüße
Moni
Nur ein kleiner Nachtrag, nicht dass ich hier noch Zweifel gesäht habe: Mein Paket mit der Twist Light kam heute an und das Garn übertrifft alle Erwartungen. Wunderschöne Farben, sehr glatt und dennoch weich im Griff. Keine Ahnung woher die Kommentare bei Ravelry kommen, vermutlich haben die sich einfach das falsche Projekt ausgesucht. Danke für den tollen Artikel und die Entscheidungshilfe, Nina.
Hi, eine Frage:
Wie macht ihr das, wenn die Stränge trotz selber Farbe leicht unterschiedliche Färbungen haben, das sieht man ja dann im fertigen Strickstück.
Gibt es noch Alternativen, außer in jeder Runde das Knäul zu wechseln?
Hallo Stefanie,
jaaa, das mit den verschiedenen Variationen innerhalb einer Färbung kann knifflig sein. Die einzige (mir bekannte) Alternative zum Stricken mit zwei Knäulen im Wechsel besteht darin, ein Strickmuster zu wählen, das keine zusammenhängenden Flächen in glatt rechts hat. Ein Streifenmuster mit einer zusätzlichen Farbe zum Beispiel trennt die unterschiedlichen Farbvarianten ganz gut voneinander (etwa: Weißer Streifen, Streifen in Madelinetosh Knäul 1, weißer Streifen, Streifen in Madelinetosh Knäul 2 …). Bei Mustern wie zum Beispiel dem Dessine-moi kann man sicher auch gut (also unauffällig) verschiedene Färbevarianten verstecken: https://www.lanade.de/blog/frisch-von-der-nadel-dessine-moi/
Und was man auch machen kann, ist die verschiedenen Färbungen inenanderlaufen lassen wie beim So Faded: https://www.ravelry.com/patterns/library/so-faded – dann sieht man die Unterschiede zwar, aber es sieht wenigstens aus wie gewollt. 😉