Wem ist es als Strickanfänger nicht irgendwann passiert, dass ihm die Wolle ausgegangen ist, er dieselbe Farbe nachgekauft hat und im Anschluss über seinem Strickstück stand und sich gefragt hat, was in aller Welt passiert ist, dass es da derartige Farbunterschiede gibt.
Man hatte doch dieselbe Farbe noch bekommen. So lernte man also schmerzlich das Mysterium der Farbpartien kennen.
Namen gibt es allerlei dafür, wie ich im Laufe meiner Tätigkeit feststellen durfte: Kesselnummer, Färbe, Dye(lot), Färbung, Lot, Partie(nummer), Farbtopf.
Doch wozu sind die gut?
Es geht dabei darum, dass ein Färbevorgang eben nur eine gewisse Anzahl von Knäuelchen fassen kann und auch Maschinen der Großindustrie letztlich irgendwann eine zweite Färbe ansetzen müssen, die – trotz gleicher Dosierungsverhältnisse – schlicht nicht dieselbe sein kann. Dazu kommt, dass es sich ja bei Wolle um Naturmaterialien handelt, die von Monat zu Monat oder Jahr zu Jahr auch andere Voraussetzungen mitbringen.
Es ist also davon auszugehen, dass die Knäuelchen, die ein und dasselbe Färbebad genossen haben, aller Wahrscheinlichkeit nach eine identische Farbe aufweisen, Folgepartien aber leicht (oder auch mal stark) differieren können. Erfahrungsgemäß tun sie das nicht immer. Konventionelle Färbungen sind häufig dennoch identisch oder weichen nur minimal ab, aber verlassen würde ich mich darauf nicht.
Es ist mehr als empfehlenswert beim Wollkauf eher großzügig zu denken, um sich im Anschluss nicht grün und blau zu ärgern, wenn man mitten im Strickstück steckt und die Partie nicht mehr erhältlich ist. Denn dann muss man improvisieren.
Übrigens verschicken wir aus diesem Grund innerhalb einer Lieferung grundsätzlich aus einer Partie, das war mir von Anfang an ein Anliegen.
Ich betone das, weil ich zuvor in der Wollbranche (sowohl lokal, als auch online) mehrfach ordentlich auf die Nase gefallen war.
Falls es mal gar nicht anders geht, fragen wir vorher nach, dann kann der Kunde selbst entschieden, ob er lieber warten will, bis alles wieder aus einer Partie am Lager ist.
Zudem haben wir im Warenkorb ein Feld, in das man den Partiewunsch eintragen kann. Bedenkt dabei aber: Wunsch ist Wunsch. Unsere Packer bekommen die Nummer auf Ihre Packliste gedruckt und schauen danach. Wenn sie allerdings nicht mehr da ist, sind uns die Hände gebunden, dann schicken wir eine Alternative.
Also was tun, wenn’s dann doch so ist? Man hat nun zwei Partien da und will dennoch ein schönes Ergebnis erzielen?
Schadensbegrenzung betreiben. Es hat keinen Zweck, eine neue Partie mitten im Vorderteil einfach dranzuklatschen. Auch wenn es abends im Schummerlicht so aussieht, als würde sich da nichts unterscheiden, kann das tagsüber in der Sonne ziemlich übel aussehen und den neuen Lieblingspulli zu einem Dasein im Kleiderschrank verdonnern.
Wenn ich verschiedene Partien verarbeiten muss, dann sehe ich zu, dass der Übergang an Stellen ist, an denen so oder so ein optischer Bruch entsteht. Sei es bei einem Streifenpulli, dass man eben erst den nächsten Streifen in der neuen Partie strickt und nicht mittendrin wechselt, oder man nimmt die neue Partie für die Ärmel oder Blenden und Bündchen. So ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man nachher im Gesamten keine Unterschiede erkennen wird.
Man sieht hier schön, wie sich Partien selbst bei naturfarbenen Garnen stark unterscheiden können. Ich habe mich beim Nordnordwest für einen Wechsel an der Kante entschieden, beziehungsweise schon in der Reihe davor, da dort noch der Schatten der Kraus-Reihe den Unterschied überdeckt. Die Farben unterschieden sich enorm, dennoch fällt es im Gesamten nachher gar nicht auf.
Sollte man keine Kanten oder Bündchen zur Verfügung haben, sondern wirklich direkt im Strickstück stecken, empfiehlt es sich, die neue Partie langsam einfließen zu lassen, anstatt direkt anzusetzen.
Hierfür würde ich einen Bereich von mindestens 15 cm vorschlagen. Einfach in jeder zweiten Reihe mit der neuen Partie stricken. Eine Reihe alte Partie, eine Reihe neue. So entsteht kein harter Bruch und das Auge kann das gut ausgleichen.
Dies wird übrigens auch bei handgefärbten Garnen so gemacht. Denn, so schön sie auch sind, da man hat nun wirklich keinerlei Garantie auf Farbgleichheit, selbst innerhalb einer Partie ist es hier nicht verlässlich.
Die Hersteller weisen da auch direkt drauf hin und es leuchtet einem ja auch ein, wenn man mal drüber nachdenkt.
Wer schonmal selbst gefärbt hat – ob nun Garn, T-Shirts oder Ostereier –, wird gemerkt haben, dass Farbe gleichmäßig und einheitlich zu verteilen schon nicht umsonst einer gewissen Expertise bedarf und man froh sein kann, wenn die Ergebnisse sich wenigstens ähneln.
Indem man aber immer das nächste Knäuel einfach nach und nach mit einfließen lässt, kann man da böses Erwachen wirklich gut vermeiden.
Danke für die guten Tipps. Vor dem Problem der nicht reichenden Wolle und der anderen Farbpartienummer stehe ich nämlich gerade. Eigentlich sieht die nachgelieferte Wolle vom Farbton her gleich aus. Eigentlich. Ich werde es mal wie oben beschrieben umsetzen.