Ich muss echt sagen, ich war neulich richtig geschockt. Als meine Anleitung für die Häkeldecke „Boho Granny“ hier im Blog erschienen ist, hat mich eine Leserin gefragt, welche Häkelnadeln ich denn eigentlich empfehlen könne. Na, dachte ich, dazu gibt es doch ganz bestimmt schon einen Blogbeitrag hier. Gab es aber nicht. Skandal! Ich habe deshalb heute mein bestes Sonntagskleidchen angezogen, stehe jetzt vor euren virtuellen Türen und möchte gern an diesem wunderschönen Tag mit euch über Häkelnadeln sprechen. Ich habe auch extra Anschauungsmaterial in meinem Köfferchen mitgebracht.
Ja, es sind doch einige. Denn auch wenn häkelferne Handarbeiterinnen und unaufmerksamere Haushaltsmitglieder dergleichen denken mögen, so ist doch Häkelnadel nicht gleich Häkelnadel. Ähnlich wie bei Stricknadeln spielt hier das Material eine große Rolle: Manche Garnarten lassen sich einfach mit manchen Materialien angenehmer verarbeiten, egal ob man häkelt oder strickt.
Griffige Baumwolle wie DROPS Paris zum Beispiel könnte ich niemals mit Bambusnadeln verarbeiten, sondern nehme immer Aluminiumnadeln, damit die Maschen gut flutschen. Merino und Alpaka dagegen würden mir mit Alunadeln völlig außer Kontrolle geraten, da ist mir dann Bambus sehr recht. Das mag aber auch immer Geschmackssache sein, manche machen es genau umgekehrt.
Aber auch wenn Häkelnadeln aus den gleichen Materialien bestehen wie Stricknadeln, bringen sie trotzdem andere Auswahlkriterien mit. Erster Punkt: Häkelnadeln werden einzeln verwendet, nicht im Paar oder gar im Quintett wie ein Sockennadelspiel. Während bei Stricknadeln jede Masche zweihändig attackiert werden kann, muss die Häkelnadel einhändig ins Gefecht gehen und dabei auch noch komplizierte Stich-, Wickel- und Drehmanöver ausführen.
Bei mir hat das den Effekt, dass ich einerseits sehr gerne mit leichten Stricknadeln aus Bambus, Birke oder sogar Karbon stricke, aber bei leichten Häkelnadeln wie zum Beispiel KnitPro Symfonie oder DROPS Basic aus Birkenholz fast einen Rappel kriege, weil sie so leicht in der Hand liegen. Bei schwererem Garnen wie DROPS Big Delight oder DROPS Nepal, aus denen meine Häkeldecke besteht, fühlt sich eine Holznadel einfach substanzlos an.
Verarbeite ich dagegen ein dünnes, leichtes Garn, ist mir eine leichte Holz-Häkelnadel gerade recht. Und auch bei ganz dicken Nadelstärken, wie man sie zum Beispiel für Filzprojekte braucht, ist Bambus besser als so ein Totschläger aus Metall.
Generell häkele ich persönlich am liebsten mit Metallnadeln. Aber auch hier gibt es Unterschiede, die vor allem das Griffstück betreffen. Punkt eins: Hat die Nadel überhaupt ein Griffstück? Bei höheren Nadelstärken ist mir das fast egal, da komme ich auch mit den puristischen, aus einem Stück gegossenen Aluminiumnadeln klar.
Mein farbenfrohes Exemplar im Bild unten stammt aus einem Billig-Set chinesischer Abstammung, das ab und an noch mal die Nagelfeile zu spüren bekommt, weil es nicht besonders sauber verarbeitet ist. Bessere Qualität findet man sicherlich bei den DROPS Basic Nadeln aus Aluminium.
Bei niedrigeren Nadelstärken – sagen wir mal alles unter 4,0 – brauche ich allerdings unbedingt ein Griffstück. Andernfalls werfe ich mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit nach spätestens fünf Minuten die Nadel von mir, mache einen Katzenbuckel und fauche, bis mein leidgeprüfter Ehemann das vermaledeite Ding hastig aus meinem Blickfeld entfernt hat.
Mag sein, dass es mir einfach an manueller Geschicklichkeit fehlt, aber es fällt mir bei dünnen Häkelnadeln unglaublich schwer, den Haken in diesem ganzen Gewusel aus Maschen, Umschlägen und Arbeitsfaden in die Richtung zu drehen, in die ich ihn haben will. Da brauche ich dann ein Griffstück, das am besten auch noch so geformt ist, dass ich es gut fassen kann. KnitPro Waves und KnitPro Circus sind da beide ganz fantastisch. Und bunt!
Auch hier habe ich natürlich wieder eine Ausnahme von der Regel: Die winzigen Nadelstärken von 1,5 und niedriger, die man zum Einarbeiten von Perlen verwendet, kann ich auch ohne Griffstück ertragen. Aber die zählen für mich eigentlich nicht richtig als Häkelnadeln.
Das sind die größten Unterschiede bei Häkelnadeln. Ein paar Sonderformen gibt es noch, die wir vermutlich schnell in einem Rutsch abhandeln können.
Doppelnadeln: KnitPro hat in der Symfonie-Serie Holzhäkelnadeln mit je einem Haken in unterschiedlicher Stärke an einem Ende. In der Theorie sicher eine tolle Sache, weil man seine Häkelnadelsammlung damit halbiert. In der Praxis habe ich diese Nadeln noch nie ausprobiert, weil ich befürchte, mit dem hinteren Haken ein fettes Chaos zu produzieren, während der vordere Haken fröhlich Maschen häkelt. Aber meine persönliche Ungeschicklichkeit muss euch nicht aufhalten. Wenn ihr gern mit den normalen KnitPro Symfonie-Nadeln arbeitet, sind die doppelseitigen Nadeln eine gute Investition.
Tunesische Häkelnadeln: Auch wieder KnitPro Symfonie-Nadeln, diesmal aber mit Gewinde am Ende, an das man ein Nadelseil schrauben kann. Wie die tunesische Häkeltechnik funktioniert, habe ich euch schon mal gezeigt; man kann mit den Nadeln aber natürlich auch ganz normal häkeln und die Seil-Funktion dafür nutzen, Maschen bei Strickstücken aufzunehmen, etwa wenn man eine Knopfblende anstricken muss.
Plastiknadeln: Uh, nein danke. Echt nicht. Ich weiß, es gibt da draußen die wildesten Sachen aus buntem, transparentem Plastik, mit eingegossenen Blubberblasen und sogar mit LED-Beleuchtung. Ja, ich besitze sie alle. Und nein, ich häkle nie mit ihnen.
Selbstgemachte Häkelnadeln: Ab und an begegnen mir im Internet Bilder von handgeschnitzten Häkelnadeln aus Ästen, Schaschlikspießen oder sogar Zahnbürsten. Finde ich großartig, werde ich aber erst dann versuchen, wenn ich mal keine Lust mehr auf unversehrte Hände habe oder eine Notaufnahme von innen sehen möchte. Viel interessanter und ungefährlicher finde ich es, grifflosen Metallhäkelnadeln mit bunter Modelliermasse ein schönes Griffstück zu verpassen. Hat das schon mal jemand von euch gemacht? Habt ihr Lust auf einen kleinen Workshop hier im Blog?
Hallo Nina,
dein Beitrag ist wirklich sehr schön geschrieben.
Allerdings fehlt mir darin, dass es auch unterschiedliche Häkelköpfe gibt.
Ich als leidenschaftliche Häklerin verwende z.B. nur noch die Tulip Rose Häkelnadeln.
Deren Kopf ist sehr spitz und schlank. Gewöhnungsbedürftig, aber unschlagbar z.B. beim Häkeln von Amigurumi.
Ich habe fast alle Marken Häkelnadeln (Metall oder Bambus) durchprobiert.
Die meisten haben einfach zu runde Köpfe, dadurch weiten sie die Masche unnötig, vor allem beim gefachten Garn sieht dadurch das “Maschenbild” sehr unsauber aus.
Es gibt auch einen speziellen engl. Namen für die Kopfformen, aber da bin ich jetzt überfragt.
Hallo Martina,
guter Punkt! Mir ist das mit den Kopfformen noch gar nicht so richtig aufgefallen, vermutlich weil ich als Lockerhäklerin meistens wenig Probleme habe, in Maschen rein zu kommen. Aber jetzt wo du es sagst, sind meine Metallnadeln tatsächlich sehr viel runder als zum Beispiel die KnitPro Holznadeln. Ich werde das noch Mal unter die Lupe nehmen!
Hallo Martina,
diese Häkelnadel Tulip scheint die Lösung meiner Probleme bei der Amigurumi-Häkelei zu sein;)
Ich finde bei der Suche jetzt nur Tulip Etimo Rose. Ist die das?
Und verwendest du eigentlich Messer-oder Stifthaltung?
Vielen Dank im voraus.
LG Bea
Hallo Nina,
wieder ein super Beitrag von Dir. Es ist gut, dass Du auch einmal Dich den Zubehör widmest, hier zum Beispiel den Häkelnadeln, denn Garn ohne entsprechende Nadeln nützt uns einfach nichts.
Mir ist es egal, welchen Griff, die Nadeln haben, habe alle möglichen Exemplare davon. Aber wie Martina schon schrieb, kommt es mir auf die Häkelspitze an. Die soll nicht so stark gerundet sein , eher spitz und schlank. Die Maschen sehen dann gleichmäßig aus und weiten sich nicht so. Das Maschenbild ist einheitlich und sieht ordentlich aus.
Ganz herzlichen Dank für diesen Beitrag! Damit hast du alle meine Fragen zu Häkelnadeln beantwortet! 🙂