Hallo liebe Runde. Freut mich, heute bei euch sein zu dürfen. Mein Name ist Nina und ich habe … (tiefes Durchatmen) … ein Projekt in den Sand gesetzt. Heul! Puh, jetzt geht es mir besser. Ich weiß ja eigentlich auch, dass bei jeder Strickerin immer mal wieder eine Niete rauskommt, egal, wie viele Jahre Erfahrung sie auf dem Buckel hat. Mittlerweile erkenne ich es eigentlich auch relativ schnell, wenn etwas in die falsche Richtung läuft.
Aber dieses Mal habe ich es irgendwie geschafft, sämtlich Alarmsignale während des Strickens zu ignorieren und fröhlich Stunde um Stunde vor mich hin zu werkeln, um dann erst nach dem Fädenvernähen und Baden zu merken, dass mein vermeintliches Meisterwerk totaler Murks ist. Zu allem Überfluss habe ich auch noch vorher jedem, der es hören oder nicht hören wollte, von meinem zukünftigen Superpullover erzählt, so dass ich peinlicherweise auch noch ständig darauf angesprochen wurde: „Hey, was macht eigentlich dein toller Pul…“ – „Ich will nicht darüber reden!“
Zeit, meinen Kummer in Wolle zu ertränken! Ein Tuch geht immer, dachte ich mir, und hatte schon kurze Zeit später zwei sehr tröstliche Stränge Malabrigo Sock in den Händen, einmal in Chocolate Amargo und einmal in Natural. Mein Plan: Lilli Pilli statt Lulli Pulli!
Lilli Pilli ist nämlich der Name eines sehr schönen Tuches von Designerin Ambah O’Brien, das ich schon lange auf meiner Liste habe. Drei Farben werden zu kraus rechts gestrickten Streifen und Lace-Abschnitten in Form eines Parallelogramms kombiniert. Trägt sich wie ein Schal, drapiert sich mit dezenten Zipfeln und lässt sich sehr frustfrei stricken.
Die Farbkombi Schwarz, Weiß, Rot wollte ich in einer softeren Variation aus Braun, Natur und einem sehr rotlastigen Strang Malabrigo Sock in Archangel stricken, den ich noch im Stash hatte. Klingt gut in der Theorie, aber als gebranntes Kind wollte ich auf Nummer sicher gehen und habe erstmal eine kleine Musterprobe gemacht …
… die mich nicht so überwältigt hat. Etwas sehr verwaschen, das Ganze. Vielleicht wenn ich die Farben anders mische?
Immer noch kein richtiger Treffer. Nur gut, dass ich nicht sofort drauflos gestrickt habe! Die launische Archangel will hier einfach nicht so recht zünden. Macht nichts, schließlich habe ich noch einen dunkel geratenen Strang Malabrigo Sock in Azules ganz hinten im Stash-Berg!
Aha, langsam kommen wir der Sache näher! Die Kombi Blau plus Braun habe ich tatsächlich noch nie verstrickt, gefällt mir aber sehr gut. Das neutrale Wollweiß dazwischen ist ein guter Vermittler, um die Farben voneinander zu trennen. Meine Wahl ist daher auf die Variante „braun-natur gestreift, blaues Lace“ gefallen. Und ab dafür!
Der Lilli Pilli ist wirklich das ideale Zwischendurchprojekt. Man beginnt mit einem Stückchen Streifen und wechselt dann zum großen Lace-Abschnitt. Gerade wenn man vom Lacemuster die Nase voll hat, geht es wieder zu den Streifen, die sich plötzlich viel schneller stricken lassen als noch am Anfang. Und wenn man vor lauter Streifen nicht mehr weiß, wo beim Merinoschaf vorne und wo hinten ist, kommt wieder Lace. Aber nur ein kleines Stückchen, dann ist man auch schon fertig. Eine gute Einteilung!
Das Tuch ist auf drei 100-Gramm-Stränge Fingering Weight ausgelegt – lässt sich also auch hervorragend mit Malabrigo Mechita oder Madelinetosh Tosh Merino Light umsetzen –, ist aber auch wunderbar zur Resteverwertung geeignet. Das Muster ist nämlich so einfach, dass man ganz ohne Rechnerei beispielsweise mehrere kurze Lace-Paneele gleichmäßig auf der gestreiften Strecke unterbringen und jedes in einer anderen Farbe stricken kann. Wenn man mal mehr Garn als erwartet hat, kann man genauso gut einzelne Abschnitte beliebig verlängern.
Anleitung: „Lilli Pilli“ von Ambah O’Brien
Garn: Malabrigo Sock, je 100 Gramm in 063 Natural, 812 Chocolate Amargo und 856 Azules
Nadeln: KnitPro Bamboo Rundstricknadel in 3,0
Maße: vor dem Spannen 35×200 cm, nach dem Spannen 45×240 cm
Da sieht man mal wieder MaPro`s sind schon sinnvoll , nicht nur größentechnisch sondern auch farbtechnisch . Die Farbkombi die du gewählt hast ist wirklich super , die hätte ich so gewählt , allerdings auch erst nach den Farbmuster-Proben . Die Mühe werde ich mir wohl fürs nächste Tuch auch mal machen , dann ist man hinterher nicht enttäuscht.
Tolles Tuch und Danke für die Inspirationen !
Gruß Claudia
Vielen Dank und gern geschehen, liebe Claudia. Ich bin auch immer wieder überrascht, was für eine komplexe Wissenschaft das Stricken sein kann! 😀
Guten Morgen Nina,
erst einmal wie immer ein klasse Beitrag von Dir, vielen Dank!
Aber wenn ich die Musterproben sehe, oh Hilfe, dass wäre nichts für mich. ich lege die einzelnen Farben neben einander und sehe, ob es passt oder nicht. Bei Deinem Tuch gefällt mir das Lochmuster sehr gut aber dann die anders farbigen Streifen, sind nicht mein Ding. Ich hätte mit der gleichen Wolle weiter gestrickt in kraus und dann zwischen durch wieder etwas Lochmuster.
Mit der Malabrigo Sock habe ich auch ein Tuch gestrickt, ähnlich Deinem mit Lochmuster, dann paar Reihen kraus und paar Reihen glatt und wieder Lochmuster. Sieht super aus. außerdem lässt die Wolle sich klasse stricken.
Herzliche Grüße Petra
Hallo Petra,
ja, die Malabrigo Sock macht richtig Spaß zu stricken. Ich kann mir auch vorstellen, dass sie sogar verhäkelt noch geschmeidiger ist als viele andere Garne.
Hallo, toller Text, wundervolles Tuch. Auch wenn es jetzt vielleicht etwas peinlich ist, aber: ich komm mit Ravelry nicht klar. Gibt es diese Anleitung auch auf deutsch, oder muß ich jetzt unbedingt mein Englisch auffrischen, damit ich endlich all die wundervollen Anleitungen stricken kann? Ich stricke schon sooooo lange, aber auf englisch habe ich irgendwie `ne Blockade. Schade eigentlich, aber wahr! Und dann das Bezahlen,…..also lass ich es immer wieder. Gibt es einen anderen Weg?
Herzliche Grüße, ein schönes Wochenende Joanna-Malin
Hi Joanna-Malin,
die Anleitung gibt es tatsächlich auch auf Deutsch! In dieser Hinsicht ist Ravelry tatsächlich sehr unkompliziert, wenn du eine Anleitung kaufst, erhältst du automatisch alle verfügbaren Sprachen. Bezahlt wird mit Kreditkarte oder Paypal, wobei du Paypal auch nutzen kannst, ohne dir vorher ein eigenes Paypal-Konto anlegen zu müssen (funktioniert dann wie eine Lastschrift). Nach dem Zahlvorgang kannst du die Anleitung dann einfach als PDF herunterladen und ausdrucken.
Es ist also alles ganz einfach und ich kann dir nur empfehlen, es auszuprobieren! Gerade der Lilli Pilli ist auch eine hervorragende Gelegenheit, dich mit englischen Anleitungen vertraut zu machen: Drucke dir einfach sowohl die deutsche wie auch die englische Version aus und lege sie beim Stricken nebeneinander, so lernst du die ganzen Begriffe kennen, ohne dass etwas schiefgehen kann. 😉
Man kann bei Ravelry aber auch eine Anleitung für jemanden anders als Geschenk kaufen. Wenn du dich also absolut nicht mit dem Musterkaufen anfreunden kannst, kannst du vielleicht eine befreundete Strickerin finden, die die Anleitung für dich kauft, und du gibst ihr das Geld in bar oder so?
Jaaa, das mit der Mustermaschenprobe habe ich gerade durch einen Pulli gelernt, bei dem die Farben nicht so gut rüberkommen wie sie als Knäuel nebeneinander aussehen.
Dein Schal sieht echt toll aus! Kompliment!
Danke, Klara. 🙂
Ja, was in gleichgroßen Knäulen nebeneinander gut aussieht, kann im Muster verstrickt ganz plötzlich zum Horror werden. Vermutlich wäre es vernünftig, statt einer Musterprobe gleich einen Mini-Prototyp des Projekts zu stricken, um ein richtiges Bild davon zu kriegen, wie die Farben zusammenpassen. Das steht zusammen mit Keller aufräumen und Küchenschränke auswaschen auf meiner Liste vernünftiger Dinge, die ich gleich wieder vergessen habe. 😛
Liebe Nina, danke für deine Antwort!
Neue Woche, neues Glück, ich werde es probieren!!
Macht`s gut, herzliche Grüße Joanna-Malin
Pretty! And I love your little swatches, good idea!