Prima Pima-Baumwolle! – Malabrigo Verano

Habt ihr auch so Worte, die ihr irgendwie falsch abgespeichert habt? Als Kind habe ich zum Beispiel immer „freucht“ statt „feucht“ gesagt und war fel-sen-fest davon überzeugt, dass sei so richtig. Habe mich mit meinem Vater angeschrien und so. Vielleicht war das sein Elefantenmoment … Naja, erst mit ungefähr 10 Jahren (!!) habe ich dann gelernt mich überzeugen lassen, dass es doch wirklich „feucht“ und nicht „freucht“ heißt. Was ich noch gelernt habe(n sollte)? Nicht alles heißt wirklich so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Und als Carolin mich bat, etwas über Pima-Baumwolle zu schreiben, machte es in meinem Kopf leise klick und ich merkte, „Oh, es heißt gar nicht Prima-Baumwolle!“ 🙂 Aber so weit entfernt war ich von der Wahrheit nicht, wie ich später herausfand.

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Aber von Anfang an: Es gibt etwa fünfzig verschiedene Baumwollarten (Gossypium), aber nur vier davon werden kommerziell genutzt. Sie unterscheiden sich in Anbaugebiet, Form und Höhe der Sträucher und, das ist für uns wichtig, in Feinheit und Länge der Baumwollfasern (Stapellänge).

  • Levante-Baumwolle (Gossypium herbaceum) wird in China, Indien und Pakistan angebaut. Mit kurzen Stapeln von etwa 15 bis 25 Millimetern wird sie vor allem zur Herstellung von Billigtextilien genutzt.
  • Tree Cotton-Baumwolle (Gossypium arboreum) hat ebenfalls sehr kurze Stapel. Ihr Ernteanteil an der gesamten Baumwollernte beträgt mit Levante-Baumwolle zusammen nur etwa 5%.
  • Hochland-Baumwolle (Gossypium hirsutum) hat eine Stapellänge von 20 bis 30 Millimetern, wird weltweit angebaut und ist die Baumwollfaser für die Textilindustrie. Kleidung, Tischwäsche, Unterwäsche, oder auch Baumwollgarn, egal was ihr aus dem Schrank zieht, ihr könnt euch fast immer sicher sein, es ist aus Gossypium hirsutum. Der Ernteanteil beträgt über 80 Prozent.
  • Sea Island-Baumwolle (Gossypium barbandense) ist besonders hochwertig und hat eine Stapellänge von mindestens 25 bis 35 Millimetern. Hierzu gehört auch die Pima-Baumwolle. Anbaugebiete sind Peru, Australien, Israel und die USA. Die Fasern zeichnen sich nicht nur durch besondere Länge, sondern auch durch Weichheit und Feinheit aus.

Es gilt: je länger der Stapel (die Baumwollfaser), desto langlebiger und weicher wird der Stoff, der daraus gewebt wird. Oder halt das Handstrickgarn, was daraus gesponnen wird.

Baumwolle ist aus mehreren Gründen, vor allem in wärmeren Erdregionen, seit etwa sechstausend Jahren ein begehrter Rohstoff zur Textilherstellung. Die Fasern sind widerstandsfähig, langlebig, weich, haben fast kein Allergiepotential und nehmen F(r)euchtigkeit sehr gut auf.

Pima-Baumwolle wurde im frühen 20. Jahrhundert in den USA von Angehörigen des Pima-Stammes (daher der Name) in Arizona zusammen mit Wissenschaftlern des Landwirtschaftsministeriums (USDA – United States Department of Agriculture) gezüchtet, um besonders weiche und edle Fasern zu ernten. Sie ist eine der edelsten Baumwollarten überhaupt und wird nur in der Luxusbranche verarbeitet. Zu Recht, ist sie doch nicht besonders preiswert und wirklich richtig weich. Für die Güteklasse ELS (Extra Long Staple) muss die durchschnittliche Faserlänge mehr als 34 Millimeter betragen. Eine erstklassige (prima) Baumwolle also. Ich sag’ doch, ich lag gar nicht so falsch!

Und haben wir denn ein solches Garn im Sortiment? Ein Garn aus 100 Prozent Pima-Baumwolle? Ja, sicher, haben wir! Und auch noch handgefärbt ist es. Richtig, es ist natürlich die Malabrigo Verano.

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Sie hat eine Lauflänge von 185 Metern auf 100 Gramm und ist somit ein Garn der Stärke DK. Die Fasern sind nicht mercerisiert oder gasiert, sie hat keinen künstlichen Glanz. Für eine Handfärbung kann man sich keine bessere Baumwollfaser wünschen, Pima-Baumwolle nimmt Farbe erstklassig auf, das Garn ist satt und leuchtend durchgefärbt. Richtig schön! Ich habe mich hier für die etwas gedeckte Farbe Sailor Blue entschieden und einen ganz, ganz kleinen Strampler gestrickt. Ist das süß, ich glaube, ich stricke nur noch Babysachen!

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Modell: Little Brothers Romper von PetiteKnit
Garn: Malabrigo Verano, Fb. 922, Sailor Blue, 54 Gramm
Nadeln: ChiaGoo Bambus 4,5 mm, 80 cm

Das Strickgefühl ist unelastisch – wie immer bei Baumwolle –, nur wesentlich weicher als gewohnt. Die schöne Handfärbung macht beim Stricken noch mal Extra-Laune, generell habe ich aber, anders als andere Strickerinnen, die ich so kenne (diejenigen wissen schon, wen ich meine), generell keine Baumwoll-Aversion und stricke sie ganz gern.

Wegen der fehlenden Elastizität habe ich mich beim Stricken, entgegen meiner Gewohnheit, für eine Bambusnadel entschieden, um die Handgelenke etwas zu schonen. Wäre bei dem Mini-Teilchen nicht nötig gewesen, ich wollte es aber als Tipp auf jeden Fall noch loswerden hier.

Da Baumwollfasern, anders als Schafwolle, keinen Memory-Effekt haben (fehlende Elastizität), wird das fertige Strickstück beim Tragen etwas weiter. Nach dem Waschen allerdings schrumpft es wieder auf die Originalmaße zusammen. Doch Obacht! Auf lange Sicht verlieren die Fasern die Eigenschaft in der Wäsche wieder zusammenzuschrumpfen und das Stück wird etwas lockerer sitzen als am Anfang.

Wenn ihr euch einen Pullover strickt, wählt am besten ein Modell, was sowieso schon leger sitzen soll, dann habt ihr jahrelang Freude daran, versprochen. Spontan fällt mir der Ingalls Sweater von Caitlin Hunter dazu ein, oder auch ein Modell von Jennifer Steingass. Für Leggings oder Teile mit engem Bündchen ist Baumwolle aus diesen Gründen nicht die optimale Wahl. Aber so eine Babygarderobe für den Sommer … Schöne Idee, wirklich. Jetzt muss ich mir nur noch ein Baby dazu organisieren. Denn der Kater war … „not amused!“

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Und ich? Ich hatte ja nach dem Mini-Strampler noch ein gutes halbes Knäuel von dieser herrlichen Baumwolle übrig. Und so habe ich ein Quadrat gehäkelt. Und zwar ein recht großes, hatte ja ’ne Menge über! Einfach mal so, um zu gucken, wie es wird. Und was soll ich sagen? Beim Häkeln gefiel sie mir richtig gut! Also so richtig, richtig, richtig gut!! Sie ist nicht sehr doll gezwirnt, deshalb verdreht sie sich nicht, und diese wunderschöne Weichheit hat man beim Häkeln irgendwie mehr in der Hand. Die schöne, subtile Handfärbung kommt noch einmal ganz anders heraus, kurz gesagt: Jetzt will ich ’ne Decke daraus.

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Modell: Origami Flower von ChiChi Allen
Garn: Malabrigo Verano, Fb. 922, Sailor Blue
Nadel: Knit Pro Häkelnadel Symfonie 4,0 mm

Ich wollte zu diesem Plan noch meine Vernunft befragen, aber die hatte sich irgendwo unter meinen hundert WIPs und UFOs versteckt und war nicht aufzutreiben. Tja, und so kam zwei Tage später ein grünes Paket mit jeder Menge Pima-Baumwolle und ich häkle nun Quadrat um Quadrat für meine neue wunder-wunderschöne Decke aus Malabrigo Verano.

Und was wollt ihr aus der Verano machen? Nutzt die Gelegenheit, im Moment ist sie noch bis zum 10. April um 10 Prozent reduziert! Und dann machen wir eine „Verano Victim“-Selbsthilfegruppe auf 🙂

P. S.: Falls euch mal der Name „Supima®-Baumwolle“ unterkommt: Das ist ebenfalls Pima-Baumwolle, jedoch ausschließlich in den USA angebaut und geerntet. Eingetragener Markenname.

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Kommentare

  1. Von Mari am 20. April 2020:

    Danke für den tollen Artikel – die Wolle kommt so richtig toll raus. Daraus entsteht ein Sommershirt in plum

    • Von Sarah am 22. April 2020:

      oh, eine sehr gute Idee! Die trägt sich bestimmt traumhaft!

  2. Von Sandra am 22. April 2020:

    Super Beitrag 😀
    Jetzt hast du mich in wenigen Sekunden mit dem Gedanken an eine Decke infiziert:D 😀
    Entgegen jeder Logik 😀 😀
    Ich hatte sofort eine Decke in Regenbogenfarben vor Augen… und bin sofort bei den Farben fündig geworden…
    Wie groß soll deine werden? Ich frage wegen dem Verbrauch 😀 😀 😀

    • Von Sarah am 22. April 2020:

      Danke 🙂 Ja, also, Sandra. Der Verbrauch. Ich mache ja keine halben Sachen. Eher übertreibe ich lieber ein bisschen maßlos. Also mache ich insgesamt 36 Quadrate mit ca. 27 cm Kantenlänge. Und brauche dafür 18 Stränge. Das Garn zum Zusammenhäkeln und für die Borte ist da noch nicht mit eingerechnet, vielleicht nehme ich da eine andere Farbe. Das entscheid ich, wenn es soweit ist! Viel Spaß!

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