November ist nicht zufällig der strickintensivste Monat in meinem Jahr. Es ist morgens schön kühl, sodass die frisch aus dem Schrank geholten Pullover ein leichtes Spiel haben, mich mit neuen Ideen anzufixen. Es ist abends früh dunkel, somit sitze ich nicht mehr bis kurz vorm Umfallen im Boot oder hocke bei jeder Gelegenheit mit knappem Gepäck in irgendeinem Wald. Und da mittlerweile auch wieder alle Feste, Besuche und Events abgesagt sind, habe ich tatsächlich richtig Zeit für eines der schönsten Hobbies überhaupt. Das Blogschreiben 😉 … und Stricken natürlich!
Außerdem ist der November der Geburtstagsmonat meiner Jüngsten, deswegen habe ich einiges, gut Verstecktes, für sie angeschlagen. Sie wird übrigens schon drei fünf acht Jahre alt! Wann ist das passiert?! Muss letzte Woche gewesen sein, als ich kurz gezwinkert habe … Wollt ihr mal meine Projekte anschauen?
Blaubeeren mit Sahne
Das klingt so unfassbar sommerlich, dass man gleich ein Virusprogramm laufen lassen möchte. Wer sonst, wenn nicht irgendein fieser Trojaner, hätte diese Teilüberschrift in einen Artikel über Novemberstricken schreiben sollen? Hmmm … Malabrigo! Ja, echt! Vielleicht liegt es daran, das die Südamerikaner den Winter in der „falschen“ Jahreshälfte haben, vielleicht sehnen sie sich aber, genau wie ich, auch einfach nach den Genüssen des Sommers, während sie ihr super voluminöses, flauschig-üppiges Dochtgarn Malabrigo Rasta in Fb. 177, Blueberry Cream färben.
Köstlich! Ein Strang , eine sehr kurze Überschlagsrechnung (siehe unten), ein gar nicht mal so langer Nachmittag an den Nadeln und schon ist Töchterchens neue Wintermütze mit Blaubeer-Sahne-Sommergeschmack fertig.
Modell: Die einfachste Mütze der Welt von Carolin, Kindergröße, modifiziert wegen abweichender Garnstärke: nur 44 Maschen angeschlagen
Garn: ein Strang Malabrigo Rasta, Fb. 177, Blueberry Cream
Nadelstärke: 8 mm
Ihr Bruder trägt dieses Modell übrigens schon seit zwei Jahren und ist absolut begeistert. Er, der übrigens mit der Rasta das Stricken gelernt hat, findet ja, dass man eigentlich nur gut bestrickt ist, wenn möglich viele Rasta-Teile dabei sind. Und recht hat er. Das geht alles so genial schnell und ist himmlisch weich, hach! Wenn ihr noch Inspirationen sucht: wir haben ein ganzes Buch mit Anleitungen für die Rasta im Shop und sehr schöne eigene Anleitungen (klick und klick) im Blog ♥
Magie an den Waden
Okay, Wärme steigt nach oben und Rasta-bemützt ist in Kopfnähe schon mal alles geklärt. Aber was ist mit den nimmermüden Gazellenbeinchen? Dafür wünscht das Kind sich schon seit Längerem eine Lage bunt. Ich kann das sogar genau beziffern: Seit die Lang Yarns Jawoll Magic Degrade in einer dieser bestechenden Magic-Mushroom-Färbungen erstmalig auf meinem Schreibtisch lag.
Während ich noch abgeklärt die Details auf der Banderole studierte („Aha, Sockengarn, 100 Gramm, langer Farbverlauf, schön!“), gingen hinter mir als Erstes die Herzchen in den Augen an und der Fall war klar: die „Maschenprobe“ würde nachher zufällig, verdachtsunabhängig jemand Bestimmtem aus meiner Familie passen 😉
Modell: keines. Von unten nach oben: 52 Maschen angeschlagen, im 2×2-Rippenbündchen gearbeitet und nach Gefühl Zunahmen eingeplant
Garn: ein Knäuel Lang Yarns Jawoll Magic Degrade, Fb. 0059, Orange/Rot/Lila
Nadeln: zwei ChiaoGoo Rundnadeln 60 cm, Ø 2,5 mm. Ich nehme für Projekte auf zwei Rundstricknadeln gern zwei optisch verschiedene Nadeln, um mich beim Nadelwechsel nicht zu verlaufen.
Um die 100 Gramm bunte Pracht möglichst vollständig zu nutzen, stricke ich beide Beinwärmer gleichzeitig (wie das geht, erklärt euch dieser Blogbeitrag unter Punkt 2). Dazu musste ich natürlich erstmal den irgendwo in der Mitte des Knäuels eingekuschelten Anfang für Nummer zwei an die Luft setzen. Weil ich dieses Mal eine identische Farbverteilung anpeile, hab ich mir Mühe gegeben, dabei den Anfang des Farbrapports genau zu treffen. Und zwar so:
- Ich fummele mir den inneren Anfang heraus und wickele mithilfe des Wollwicklers „etwa die Hälfte“ des Knäuels ab. Das Originalknäuel liegt dabei auf einer Küchenwaage, damit ich jenes ominöse „etwa die Hälfte“ auch nicht verpasse. Dabei achte ich genau auf den Rhythmus, mit dem die Farben wechseln. Das macht Spaß 🙂
- Bei „etwa der Hälfte“ fange ich an nach exakt derselben Schattierung Ausschau zu halten, mit der ich mein neues Knäuelchen (das auf dem Wollwickler) begonnen habe. Dazu vergleiche ich den Faden mit dem Anfangsstück, das sich praktischerweise sehr schön auf dem Dorn des Wollwicklers präsentiert. Wenn ich die richtige Schattierung gefunden habe, schneide ich den Faden durch.
- Jetzt habe ich zwei Knäuel, die ich beide von innen abstricken werde. Vor dem Anschlagen ziehe ich noch mal die ersten paar Meter beider Knäuel heraus und vergleiche die Farbsequenz. Was auch sehr gut funktioniert, ist, beide Fäden nebeneinander über den Zeigefinger zu ziehen und gegebenenfalls den einen ein bisschen abzubremsen oder zu beschleunigen bis die Sequenzen synchron sind. Dann mache ich in beide Fäden einen Laufknoten, den ich nachher zum Anschlagen benutze.
Up To Dare, äh Date
Die 2,5er-Nadeln der Wadenwärmer sind übrigens verflucht winzig nach den 8ern der Rastamütze. Meine Herren! Und zwischen Unterschenkeln und Kopf ist neuerdings auch noch gut ein Meter Kind, das bestrickt werden will. Also nicht lang fackeln und was für die goldene Mitte anschlagen. Also sowohl was Nadelstärke als auch Kind betrifft, klingt doch logisch, oder?
Wie ihr mit Sicherheit mitbekommen habt, sind meine lieben Kolleginnen allesamt im Mohair-Dare-Rausch, und wer wäre ich denn, wenn ich mein Näschen nicht wenigstens probeweise auch mal in dieses von einer superflauschigen Aura umgebene, gewagte, neue (naja, wiederentdeckte) Sujet stecken würde? Eben, her mit dem Fluff!
Auf 4er-Nadeln verstrickt, machen Lang Jawoll und Mohair Luxe jedenfalls wirklich Spaß und umschmeicheln nicht erst beim Tragen, sondern durchaus auch schon beim Stricken kätzchengleich jeden noch so kurz danach ausgestreckten Finger.
Modell: No Frills Sweater Junior von PetiteKnit, Größe 7-8 Jahre
Garn: 4× Lang Yarns Jawoll, Fb. 0025, Navy und 4× Lang Yarns Mohair Luxe, Fb. 0010, Stahlblau
Nadel: ChiaoGoo Rundnadel Edelstahl „Red Lace“ 60 cm, Ø 4,0 mm
Okay, noch mal schnell durchgezählt: drei WiPs. Na, das geht doch. Ich überlege fast, ob ich euch auch noch die beiden West-MKALs, die Ringelsocken und die andere Mütze zeige … was? Neinein. Sieben WIPs?! Das ist doch total abwegig, wer würde denn sieben … If you do more than six – you’re crazy! Sagt auch Mister Westknits 😉