Inner Unicorn KAL

Wheeeheeeheeeheeeheee!!! Da war ja was los in unserer Ravelrygruppe in den letzten Monaten! Selten hat mir ein KnitALong (KAL) so viel Freude bereitet wie der kürzlich zu Ende gegangene „Inner Unicorn KAL“! Für die, die noch nie davon gehört haben: Als „das innere Einhorn“ hat sich bei uns (wie kam das eigentlich?) ein Strickprojekt oder eine Stricktechnik durchgesetzt, an die man sich nicht heran traut. Das arme innere Einhorn ist gefangen in einem Zaun von Gedanken und Ängsten und kann nur immer wieder mal seufzen: Ach, könnte ich doch nur Brioche stricken … Und da sich auf englisch eh alles besser anhört, wurde daraus das „Inner Unicorn“.

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die ganzen gefangenen Einhörner zu befreien, schließlich sind wir ein Wollshop mit Bildungsauftrag. Die Ankündigung im Januar nahm zügig Fahrt auf und bis zum Start konnten wir schon fast zwanzig Einhörner versammeln. Ein paar kamen nach dem Start noch dazu und so wurden wir genau zwanzig. Eine sehr gute Einhörnerzahl, könnt ihr jeden fragen.

Ganz vorn dabei war das Einhorn namens „Steek“, das ging gleich fünfmal an den Start. Dicht gefolgt von „Brioche“, sie war viermal dabei. Die übrigen Einhörner teilten sich in ganz verschiedene Projekte auf. „Erste englische Anleitung“, „Fair Isle Socken“, „Fingerhandschuhe“, „Herringbone“, „der erste Pullover“ oder „amerikanisch stricken“ waren dabei. Insgesamt eine sehr bunte und ideenreiche Truppe waren wir. Den Vogel hat Sabine abgeschossen mit ihrem Einhorn „endlich mal was fertig stricken“. Sie wollte mindestens drei Puppenteile machen. Ihr Einhorn war dann aber gar nicht mehr zu bremsen:

Diese Puppengarderobe lässt selbst die versierteste Strickerin vor Neid erblassen! Die Puppen von Sabines Kindern tragen nun die schönste Strickkollektion Deutschlands. Bravo!

Der „Herringbone Cowl“ aus Malabrigo Rios in der Farbe „Illusion“ von Stephanie ist auch einfach nur toll geworden!

Ich als das selbst ernannte Obereinhorn – ein Titel, den ich mir bewahren werde – gab am 19. Januar den Startschuss und dann konnte es losgehen mit der Befreiungsaktion! War das ein Spaß! Ich habe noch nie einen KAL betreut, der mir so viel Freude bereitet hat, Einhornehrenwort. Zu sehen, wie die scheuen und verängstigten Einhörner immer mutiger wurden und zum Schluss stolz mit erhobenem Glitzerschweif von dannen trabten … Wo ist mein Taschentuch?

Nicht zu vergessen meine Freundin Tatjana, die ebenfalls teilnahm: „Warum hast du mir nie gesagt, dass so ein Brioche-Schal eigentlich total einfach ist?!“ (Hatte ich, sie wollte es aber nicht glauben.) Nun, das Thema „Huch, so schlimm ist das ja gar nicht!“ setzte sich durch und alle Teilnehmerinnen merkten, dass es gar nicht so gruselig ist, sich den eigenen Strickdämonen zu stellen.

Maria hat für ihren „Tamback“ nach dem Sichern der Kanten beherzt zur Schere gegriffen und schnipp-schnapp ihr Einhorn befreit! Auch die anderen Steek-Einhörner merkten, dass es nicht weh tut, und einige fassten auch gleich den Mut für weitere Projekte zum Aufschneiden. Rückreihen adé!

So war dieser lustige KAL ein toller Ansporn, einfach mal was zu versuchen. Die Hilfsbereitschaft innerhalb der Gruppe war wie üblich enorm, der Umgangston so lieb wie immer, und so hatte ich als Moderatorin gar nicht viel mehr zu tun, als Einhörner zu zählen und später in den Befreiungs-Paddock zu führen. Super.

Pia hat sich als ersten Pullover gleich was ganz Extravagantes aus Madelinetosh Tosh Merino Light gegönnt. Ist der toll, oder was? Ein ganzer Pullover mit verkürzten Reihen.

Auch ganz erfahrene Strickerinnen wie Theres haben Einhörner! Ihres war „fortgeschrittenes Brioche“ und das hat sie super gemeistert, oder?

Bei der Einhorn-Freilassung bohrt sich dieses übrigens nicht wie bei „Alien“ unter großem Geschrei mit viel Splatter und Glitter durch den Brustkorb, sondern es materialisiert sich einfach bei Vollendung des Strickstücks neben dem Wollkörbchen, schüttelt die Mähne, nimmt gern noch ein Zückerchen entgegen und trabt zufrieden schnaubend davon.

So ist es bisher geschehen bei ganzen zehn von zwanzig angemeldeten Einhörnern, das ist doch ein super Schnitt, oder? Aber es ging ja auch nicht darum, unbedingt in der gesetzten Frist fertig zu werden, sondern sich einfach mal an neue Dinge zu wagen. Die übrigen Einhörner stoßen dann einfach später zur aktuellen Herde dazu, kein Problem. Und so sind die noch nicht befreiten Einhörner auch gar nich allzu traurig, sondern guter Dinge, dass auch sie bald loslaufen können.

Ach ja, zu gewinnen gab es auch etwas! Als kleinen Ansporn haben wir zum Ende des KALs ein Garnpäckchen unter den fertig befreiten Einhörnern verlost. Das hat Sandra gewonnen und zwar mit ihren „ultimativen Muster-Stulpen“ aus Sandnes Sisu. Fair Isle, Strukturmuster, gehäkelte Blümchen, da war wirklich alles dabei, ein ganz widerspenstiges Einhorn war das! Um so schöner, als es auch galoppieren konnte.

Und das war er, der (bisher) schönste KAL in unserer tollen Ravelrygruppe. Ich kann wirklich nicht in Worte fassen, wie sehr mir das gefallen hat! Der Mut, sich an furchteinflößende Dinge zu wagen, die Hilfsbereitschaft untereinander, die Freude beim Entstehen und Fertigstellen, mich hat das alles sehr berührt. Lauft, ihr mutigen Einhörner, lauft! Und nächstes Jahr starten wir die nächste Befreiungsrunde, ja?