Pssst, nicht so laut. Die Ärmelmaschen schlafen gerade so schön! Wenn sie aufwachen, schreien sie wieder so lange, bis ich die Ärmel gestrickt habe. Das muss jetzt gerade echt nicht sein 😉
Sprechen wir stattdessen lieber über das Stilllegen von Maschen. Wer gerne Raglan- oder Rundpassepullover in einem Stück von oben nach unten strickt, kann ein Lied davon singen. Aber auch bei anderen Schulterkonstruktionen, modular aufgebauten Strickstücken, Jackentaschen und ähnlichem ergibt es Sinn, Maschen bis zu einem späteren Zeitpunkt auf irgendeine Weise still zu legen, statt sie abzuketten und später wieder aufzunehmen.
So kann man den Ärmel, Kragen, etc. später einfach wieder auf die Nadeln nehmen und nahtlos weiterstricken. Tolle Sache! Aber wie stellt man das am besten an? Wir schauen uns heute vier Hilfsmittel mit ihren Vor- und Nachteilen an.
1. Hilfsfaden
Die Notlösung, wenn man nichts anderes zur Hand hat. Habe ich ehrlicherweise auch schon oft gemacht, wenn ich keine Lust hatte, vom Sofa aufzustehen und ein anderes Helferlein suchen zu gehen.
Einfach ein Stück Wolle (bestenfalls in einer Kontrastfarbe) auf eine Wollnadel ziehen und damit die Maschen von der Stricknadel abheben. Die beiden Enden locker verknoten und schon kann es weitergehen.
Vorteile:
- Leicht verfügbar. Eine Wollnadel oder Stopfnadel findet sich immer irgendwo, zur Not kann man die Maschen auch mit einer Häkelnadel oder den Stricknadeln auf den Hilfsfaden befördern.
- Nervt nicht. Der Hilfsfaden hat praktisch kein spürbares Eigengewicht und kann deshalb beim Weiterstricken auch nicht viel im Weg sein. Und wenn doch, kann man ihn einfach enger schnüren und die Enden abschneiden.
Nachteil:
- Hilfsfäden werden gerade bei stillgelegten Ärmellöchern schnell von den Maschen verschluckt. Beim späteren Aufnehmen der Maschen ist der Hilfsfaden dann oft im Weg und wird versehentlich durchstochen. Ääätzend!
Am besten geeignet für:
Theoretisch alle Strick- und Lebenslagen. Bringt aber nur begrenzt Freude.
2. Maschenhalter
Der Klassiker, den man vermutlich sogar noch in Omas Strickkörbchen finden kann. Maschenhalter sind im Grunde überdimensionierte Sicherheitsnadeln, mit denen man die Maschen von der Arbeitsnadel abhebt und fixiert.
Vorteil:
- Durch den Bügelverschluss halten die kleinen Helferlein die Maschen tatsächlich recht zuverlässig fest. Man muss schon sehr wild mit dem Strickstück umgehen, damit sich versehentlich der Bügel löst und die Maschen herunterfallen.
Nachteile:
- Leider verhakt sich der Maschenhalter aber auch schnell ungewollt im Gestrick. Das ist nicht schlimm, aber nervig.
- Die Form der Halter eignet sich nur für eine begrenzte Menge Maschen und flache Strickstücke. Einen Ärmel oder gar einen kompletten Halsausschnitt kriegt man da nicht drauf. Dafür bräuchte man dann schon drei oder mehr Maschenhalter und eine Engelsgeduld, um mit dem Klimbim am Strickstück weiter zu stricken.
Am besten geeignet für:
Kleine, flache Strickstücke.
3. Nadelseil
Rundnadelsysteme mit austauschbaren Nadelspitzen haben den schönen Vorteil, dass man Nadelstärken und Seillängen nach Belieben kombinieren kann. Ganz nebenbei kann man aber auch die Nadelseile zum Parken von Maschen verwenden.
Dafür schraubt man an ein Ende eine Nadel, hebt damit die betreffenden Maschen ab, nimmt die Nadel dann wieder runter und schraubt dafür Stopper an beide Enden des Seils. Das funktioniert mit den Seilen von KnitPro genauso wie mit denen von ChiaoGoo.
Vorteile:
- Die Nadelseile halten gut und lassen sich auch nicht von den Maschen verziehen.
- Wenn man die stillgelegten Maschen später auch mit Rundstricknadeln weiterstricken will, kann man diese direkt aufschrauben und loslegen. Das ist wirklich sehr praktisch.
Nachteile:
- Man muss Extraseile haben. Wenn man schon eine Stufe des Strickwahnsinns erreicht hat, bei dem ohnehin aus jedem Stauraum des Zuhauses Wolle, Nadeln und Nadelseile hervorquellen, ist das kein Problem. Gehört man dagegen zu den disziplinierten Personen, die mit einem einzigen kleinen Nadelset auskommen oder gar nicht mit austauschbaren Nadelsystemen arbeiten, muss man sich erstmal extra einen kleinen Seil-Vorrat anlegen.
- Man muss bei jedem Stilllegen von Maschen eine ganze Handvoll Hilfsmittel bereithalten. Nadelseil, eine Nadelspitze zum Abheben, zwei Stopper … nicht zu vergessen dieses kleine Stäbli zum Festziehen.
- Nadelseile können nerven! Gerade wenn man mit leichtem Garn strickt und gerade zwei Ärmelöffnungen auf Nadelseilen geparkt hat, können die beiden Seile mit ihren Stoppern beim Stricken ganz schön herumpeitschen und im Weg hängen.
- Wenn man mal nur drei oder vier Maschen parken muss, sind Nadelseile so richtig im Weg und können die Maschen verziehen.
Am besten geeignet für:
Ärmelöffnungen, Halsausschnitte und andere größeren Maschengruppen in der Runde, die idealerweise auch mit einer Rundnadel weitergestrickt werden sollen.
4. Maschenkabel
Und noch eine vierte Möglichkeit gibt es, die ich erst im fortgeschrittenen Strickerinnenleben entdeckt habe: Maschenkabel. Das sind flexible, röhrenförmige Kunststoffbänder, die vor etlichen Jahren mal Gegenstand eines Armbandknüpftrends waren.
Die Armbänder sind mittlerweile in Vergessenheit geraten, die Plastikbänder aber wurden von findigen Strickerinnen als Geheimtipp bewahrt und sind mittlerweile von Sandnes in dünn und in dick und von PetiteKnit erhältlich.
Und die Dinger sind wirklich Gold wert! Man drückt einfach die Stricknadelspitze in eine Kabelöffnung und zieht das Kabel dann hinter der Stricknadel her durch die Maschen, die stillgelegt werden sollen. Will man weiterstricken, zieht man umgekehrt die Stricknadel am Kabel wieder durch die Maschen.
Vorteile:
- Maschenkabel sind fest genug, um nicht von Maschen verschluckt zu werden, aber auch flexibel genug, um so verstaut zu werden, dass sie nicht im Weg rumhängen.
- Man kann sie einfach mit der Schere kürzen, wenn man z. B. nur ein paar Maschen für einen Daumen parken muss.
Nachteil:
- Beim Einziehen eines Maschenkabels ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Die Verbindung von Nadelspitze und Kabel hält in der Regel sehr gut, aber mit grober Gewalt kriegt man natürlich auch sie auseinander und hat dann den Maschensalat. Besonders feine Garne können sich auch schon mal störrisch am Übergang zum Kabel verhaken, wenn man es durch die Maschen zieht.
Am besten geeignet für:
Alle denkbaren Anwendungsfälle!
Ihr seht schon, die Maschenkabel sind meine Favoriten. Ich kann euch definitiv empfehlen, sie mal auszuprobieren. Kennt ihr noch weitere Methoden, um Maschen stillzulegen? Welche ist eure Lieblingsmethode?
……und wenn frau sie gerade nicht braucht, kann frau den Enkeln das Knüpfen der Armbänder zeigen….
Die Maschenkabel kannte ich noch nicht. Scheint mir aber eine super Sache zu sein. Bis jetzt habe ich meistens mit den Nadelseilen still gelegt. Aber du hast Recht, die Stopper waren dabei ein ständiges Ärgernis.
Danke für den Tipp!
Ich kann Dir bei den Maschenkabeln nur zustimmen, Nina.
Seit diesem Winter bin ich auch großer Fan von Sandnes Maschenkabeln. Ich hatte ja am Anfang etwas Sorge, ob die stillgelegten Ärmelmaschen da auch wirklich brav auf dem Kabel bleiben während ich den Rumpf stricke. Aber es war überhaupt kein Problem und sie wurden schon bei 2 Pullovern erfolgreich eingesetzt.
Hallo Nina,
vielen Dank für die Tipps!
Ich muß gestehen: beim Lesen hat mich das Muster des Pullis abgelenkt. Ich finde es sehr hübsch, würde es gerne nachstricken, aber kann es mir nicht erklären. Gibt es eine Chance an die Anleitung zu kommen oder hat es einen Namen? Perlmuster ist es ja nicht, denke ich. Bin Anfänger und kann Gestricktes noch nicht gut “lesen”.
Ganz herzliche Grüße
Sabine
Hallo Sabine!
Ja, das Muster ist toll, oder? Das gehört zur Strickjacke “Portage” (hier die Anleitung: https://www.ravelry.com/patterns/library/portage-4), die ich vielleicht im nächsten Blogbeitrag zeige. Was du im Bild siehst, ist tatsächlich ein Zopfmuster mit Minizöpfen über zwei Maschen – hätte ich aber auf Anhieb auch nicht “lesen” können. Ist aber einfacher zu stricken, als es aussieht!
Hallo Nina,
vielen lieben Dank für den Hinweis zu dem schönen Strickmuster! Und schwupps, das nächste Stück auf meiner “Was-stricke-ich-demnächst-Liste”. Laut Video sieht es wirklich nicht schwer aus.
Liebe Grüße
Sabine
Meine Variante: schmales Geschenkband, besonders dieses bast-ähnliche Zeug, was in diesen eiförmigen Knäulen verkauft wird. Das ist steif genug, um nicht von den Maschen eingezogen zu werden, total glatt, also gut zum Einfädeln und Rausziehen, und durchstechen kann man es auch nicht. Knoten lassen sich auch binden, und einfädeln kann man es mit einer Stopfnadel. Für mich ideal.
Stimmt, dieses Bastband ist gut geeignet! Ich glaube, ich habe sogar irgendwo in meiner Chaos-Kramschublade ein Knäul davon. Wo ich es vermutlich niemals finden werde. So eine Schublade hat jeder, oder …?
Meine Variante: zweite Rundstricknadel, die genauso dick ist wie die aktuell benutzte. (zur Not klappt das auch mit 1/2 Stärke dicker oder dünner) Und bei RVO-Pullis und -Jacken bei den Ärmeln halt auch noch eine dritte Nadel.
Ich stricke dann mit der Hauptnadel den 1. Torso-Teil (z.B. 1. Jackenvorderteil), wechsle dann auf die 1. Zweitnadel für den Ärmel, stricke den 1. Ärmel. Wechsle zurück auf die Hauptnadel, stricke den 2. Torso-Teil (z.B. Jackenrückenteil). Wechsle auf die 2. Zweitnadel, stricke den 2. Ärmel. Wechsle zurück auf die Hauptnadel und stricke den Torsorest (2. Jackenvorderteil).
Habe also meine lange Hauptnadel und 2 Ärmelnadeln. Und gegen das unbeabsichtigte Rausziehen der Zweitnadeln ziehe ich die Nadelspitzen einer Zweitnadel zusammen (parallel) und verbinde sie mit einem Gummiband. Bei der anderen Zweitnadel genauso.
Nun wird der Torso im Ganzen weitergestrickt bis zum Ende.
Anschließend der 1. Ärmel mit neuem Faden und der (vom Gummibändchen befreiten) 1. Zweitnadel…..
Vorteil: ich erspare mir das Hin- und Her-Heben von Maschen auf Schläuche oder Hilfsfäden.
Nachteil: ich brauche mehrere Rundstricknadeln einer Stärke.
Hallo Nina,
du hast wieder gute Tipps bereit gestellt .Doch ich verwende immer eine zweite oder sogar dritte Rundstricknadel in der gleichen Stärke, so wie ich auch stricke. Meist ist die dann auch gleich in der Länge, wie dann der Arm gestrickt wird. Da brauche ich dann gar nicht erst irgend etwas Anderes nehmen. Denn Rundstricknadeln habe ich genügend. Unnütze Arbeit erspare ich mir da. Kann sofort weiter stricken.
Zusätzliche Nadelseile dünken mich nicht unbedingt nötig
Eine fixe Rundnadel, im Idealfall in etwas dünnerer Stärke als das Gestrick. tut es auch.
Die Enden der Nadeln je mit einem Gummizug versehen. Dann wir das ganze robust und flexibel
Bin auch großer Fan der Maschenkabel. Kleine Stücke der Kabel sind übrigens auch großartig zum Zopfen, wenn es mal ein paar Maschen mehr sind….
Hallo , ich kette generell Maschen, die ich stilllege ab. Bei soviel Maschen an einem Pullover kommt es mir auf die Mehrarbeit nicht an. Ich habe ein Gefäß mit kleinen Knäulen, meist BW, die ich immer parat habe.
Hier ganz klar Team “Maschenkabel” – allgemein bekannt als Scooby Doo. Vorteil: die haben nicht den absurden Preis der “Maschenkabel” 🙂
Mittlerweile nehme ich am liebsten einen Wollfaden. Die Maschen nehme ich dann mit einer dünnen Nadel wieder auf und stricke dann ab.
Liebe Grüße
Maureen
Die Stopper der Nadelseile stören am wenigsten, wenn man die Ärmel zuerst strickt.Finde ich ohnehin die beste Methode. 1. stricke ich nicht gerne Ärmel, dann habe ich es schon weg. 2. ist es viel anstrengeder beim Ärmelstricken den ganzen Pulli mit sich rum zu schleppen. 3. siehe Stopper
Ich benutze bei Pullis und Jacken gerne ein extralanges Seil, dass meiner Oberweite nahekommt. Da fädele ich den Anfang zwei Mal durch ein Vorderteil nahe beim Ärmel (also von innen nach außen und umgekehrt, dann durch den ersten Ärmel , durch den zweiten Ärmel und dann durch das andere Vorderteil, bzw. die andere Seite vom Vorderteil und schraube dann Stopper drauf. Dann sind es nur zwei Enden, und ich kann das Teil ohne Probleme anprobieren.
Das Abketten zum Stillegen von Maschen habe ich gerade entdeckt, und diese Methode gefällt mir am besten. Mit einem Extrafaden natürlich, und locker abketten.
Mein Favorit ist auch das Maschenkabel. Beim letzten Sweater habe ich die alle Bündchenmaschen darauf stillgelegt und den Sweater gewaschen. Und siehe da, ich musste die Ärmel ein ganzes Stück kürzen. Zum Glück hatte ich noch nicht italienisch abgekettet.