Sophie goes Tweedy

Im Moment lebe ich in zwei Gefühlswelten zugleich. Einerseits: Juhu, Sommer! Andererseits: Argh, Sommer! Denn so schön Sonnenschein und so weiter auch ist, stört diese ganze Hitze und Schwitzerei doch sehr beim Stricken. Angefangene Pullover wachsen deshalb auch gerade maximal drei Maschen pro Woche. Ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen, etwas Langärmeliges zu tragen. Jemals.

Ich habe aber natürlich trotzdem Lust zu stricken, also was tun? Eine gute Gelegenheit, um neue Garne mit kleinen Projekten kennen zu lernen! Zum Beispiel liegt da schon seit, ungelogen, Monaten ein wunderschönes Knäul Sandnes Tweed Recycled bei mir herum. Weil es eben nur eins ist, ist es bisher nicht viel von mir für Pullover & Co. beachtet worden, also kommt es jetzt dran.

Bild „Garn Detail“ für Beitrag „Sophie goes Tweedy“

Die Tweed Recycled ist eine ganz feine Sache mit 80 % Wolle und 20 % Kaschmir. Wie der Name schon andeutet, wird es komplett aus recycelten Resten der Garnproduktion und zerpflückten Kleidungsstücken gewonnen. So kommen auch die hübschen Tweedtupfen zustande, die je nach Farbvariante unterschiedlich stark sichtbar sind.

Hellgrau Tweed und Beige Tweed zum Beispiel tragen ihre Tupfen sehr dezent, bei Weinrot Tweed und Olivgrün Tweed dagegen geht die Party ab. Ich habe das schöne Marine Tweed als Mittelding, das mir mit blassblauen Tweednubsis sehr gut gefällt. Außerdem liegt man mit Dunkelblau beim ersten Kennenlernstricken nie verkehrt, finde ich.

Was aber noch wichtiger ist, ist natürlich die Frage, wie sich das Garn anfühlt. Weicher als reine Wolle, das steht schon mal fest. Aber nicht so geschmeidig wie reines Kaschmir, was ich bei dem Anteil von 20 % aber auch nicht erwartet hätte. Das Kaschmir macht die Wolle definitiv anschmiegsamer, was ich wiederum absolut erwartet habe.

Trotzdem war ich überrascht, als ich die Tweed Recycled zum ersten Mal in der Hand hatte, weil sie unerwartet griffig ist. Beim blinden Reingreifen hätte ich fast darauf gewettet, dass das Garn auch Baumwolle enthält, so unfusselig und nach Lieblingsjeans fühlt es sich an.

Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass der Faden fast schon ein bisschen angefilzt aussieht, was zweifellos am Recyclingprozess bei der Herstellung liegt. Vielleicht ist das der Grund für die besondere Haptik.

Bild „Detail“ für Beitrag „Sophie goes Tweedy“

Ich habe mich entschlossen, mit dem Garn den Sophie Scarf von PetiteKnit zu stricken, was fast schon eine Geschichte für sich ist. Der Sophie Scarf ist dieses Minituch, das in der letzten Zeit an jeder digitalen und nicht-digitalen Straßenecke der Strickwelt zu sehen war.

Was ein Quatsch, dachte ich immer, da mach ich nicht mit! In Tücher muss man sich einkuscheln können oder man trägt sie eben nicht! Ein bisschen war ich vielleicht auch noch geschädigt von diesem kurzen Trend der extrem dünnen Stoffschals, die man in den Nullerjahren getragen hat (erinnert sich noch jemand?).

Dass ich den Sophie Scarf mit der Tweed Recycled angefangen habe, war eher eine Idee im Hinblick auf erste Weihnachtsgeschenke. Aber naja, was soll ich sagen. Jetzt will ich ihn eigentlich doch gern behalten.

Bild „NOR“ für Beitrag „Sophie goes Tweedy“

Der Sophie Scarf ist ganz fantastisch, wenn man einfach nur ohne großes Nachdenken vor sich hinstricken will. Zum Beispiel, weil die Sommerhitze einfach keine geistigen Meisterleistungen mit Maschenzählen, Farbwechseln und Abnahmerichtungen zulässt. Das kleine Teilchen wird nämlich ganz einfach kraus rechts mit I-Cord-Rand gestrickt. Zunahmen bis zur Hälfte des Knäuls, dann Abnahmen, abketten und fertig.

Mit dem schön griffigen Garn war das auch bei höheren Temperaturen eine große Freude. Da man nur sehr wenig Garn braucht (in meinem Fall nur ein einzelnes Knäul!), eignet es sich wirklich wunderbar, um Einzelkinder im Stash wegzustricken.

Und ja, man kann sich in das fertige Tuch nicht einkuscheln. Aber wenn der Spätsommer in den Herbst übergeht und es abends kühl wird, ist das kleine Teil genau das Richtige zur Übergangsjacke. Und während meines Urlaubs im deutlich kühleren Norwegen hat es auch direkt hervorragende Dienste geleistet.

Bild „NOR Schleife“ für Beitrag „Sophie goes Tweedy“

Eine andere große Erkenntnis in diesem Zusammenhang war für mich auch, dass ich nicht unbedingt dieses Knötchen vorne am Hals binden muss, das alle auf ihren Projektfotos immer zeigen. Damit fühle ich mich tendenziell wie ein Schoßhündchen, dem man eine kleine Schleife umgebunden hat. Und damit kann ich mich erst anfreunden, wenn Sandnes eine babyrosa Variante der Tweed Recycled rausbringt.

Bild „NOR ganz“ für Beitrag „Sophie goes Tweedy“
Bild „NOR meh“ für Beitrag „Sophie goes Tweedy“

PS: Mein Fotograf und Ehemann meinte, man könne den Schal auch doppelt gelegt mit den Enden durch die Schlaufe tragen, ich solle euch das unbedingt auch zeigen. Bitte schön. Ich habe mein persönliches Urteil für mich behalten, aber vielleicht gefällt es euch ja.

Facebook Pinterest Twitter

Kommentare

  1. Von Nic am 08. August 2023:

    Dann sind wir seit kurzem Soohie Scarf Zwillinge☺️
    Ein Knäuel von der Yak geht auch super dafür.
    LG, Nic

  2. Von Anastasia am 08. August 2023:

    Oh, mit dem Sophie Scarf ging es mir auch so ähnlich. Erst wollte ich den auf gar keinen Fall stricken und von einem Tag auf den anderen musste ich ihn unbedingt haben! Was soll ich sagen: ich kann dir nur in allen Punkten zustimmen. Ein ideales Projekt für Einzellknäule und Teststricks ohne viel Nachdenken. Ich habe es mittlerweile in 4 (!) Farben und das nächste wartet schon.
    Übrigens hat es auch die optimale Größe und Form für einen Kleinkinderschal. (erfolgreich gestrickt und gestestet).
    Tja, und das Garn hört sich echt verlockend an. Danke Nina.

  3. Von More Green Wool am 04. April 2024:

    Ein kleiner Schal, der nicht viel Platz einnimmt, aber sehr warm hält. Ich mag diese Idee! Ich liebe solche Wollaccessoires, die spielen und schön aussehen.

Neuen Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.