Abgucken!

Was wissen wir über das Strick-Universum? Es ist groß! Und bunt! Und es bietet nahezu unendliche Möglichkeiten sich zu verwirklichen, einzukleiden, schwarz zu ärgern, glücklich zu machen, zu unterhalten und sich tausend Fragen zu stellen, was wohl und wie und womit und überhaupt. Stimmt’s?

Auf viele dieser Fragen gibt es im näheren Bekanntenkreis leider nur so wahnsinnig aufschlussreiche Antworten wie: Pfffff, kann sein, kann aber aber auch nicht sein. — Keine Ahnung, hab ich noch nie ausprobiert. — Mach doch einfach. — Wird schon schief gehen. — Siehst du ja dann.

Eine begrenzte Anzahl Leute hat einfach auch nur ein begrenztes Wissen, einiges wird vergessen und anderes zwar probiert, aber nie überprüft. Doch wenn Fragen nicht mehr hilft, ist in der heutigen Zeit glücklicherweise das Ende der Fahnenstange trotzdem noch nicht erreicht. Das Anglerlatein noch nicht am Ende. Der, verzeiht mir bitte, Drops noch nicht gelutscht. Man kann nämlich immernoch: Abgucken.

Wer jetzt sagt „Ooh, das gehört sich aber nicht, da bekam man doch früher gleich einen Eintrag ins Muttiheft“, dem formuliere ich es auch gern um: Man kann sich auf Basis der geteilten Erfahrungswerte persönlich nicht unbedingt bekannter Menschen mit ähnlichen Interessensgebieten umfassend informieren. Ist aber das Gleiche wie Abgucken 😀

Meine Hauptquelle für umfassende Informationen ist die Website Ravelry, die man neuerdings sogar auch größtenteils in deutscher Übersetzung anzeigen lassen kann (ganz nach unten scrollen, auf Deutsch klicken). Aber auch das DROPS Anleitungsarchiv bietet nützliche Gelegenheiten zum Abgreifen von Informationen und Erfahrungswerten. Ich will es euch heute Anhand von drei Beispielen näher erläutern.

Fall 1: Oh schau, die Malabrigo XY ist im Angebot. Jauchz! Die wollte ich schon immer mal stricken! Aber wofür eignet die sich denn?

Während es für die DROPS-Garne ja das scheinbar bodenlose DROPS-Anleitungsarchiv gibt, ist die Zahl der von Malabrigo eigens für die eigenen Garne geschriebenen Anleitungen begrenzt. Außerdem sind sie ausschließlich gebündelt und in Papierform erhältlich. Den schnelleren Überblick und die besten Ideen kann man bei Ravelry abgreifen: klickt auf Garne und gebt den Namen des Kandidaten ein. Wenn ihr ihn gefunden habt, klickt auf den Namen und wählt gleich darauf den Reiter „Ideen für Anleitungen“.

Et voilà! Was ihr bekommt, sind alle Anleitungen, die schon mal mit dem gesuchten Garn gestrickt wurden, sortiert nach Bewertungen, garniert mit dem durchschnittlichen Verbrauch in genau diesem Garn, einer kleinen Vorschau, Links zu allen entsprechenden Projekten und gegebenenfalls den dezenten Hinweis darauf, dass sich die Anleitung bereits auf eurer Ravelry-To-Do-Liste befindet. Höm Höm.

Fall 2: Ich will einen Pullover aus DROPS YZ stricken, wie viel Garn soll ich bestellen?

Manchmal braucht (oder hat) man ja keine Anleitung, sondern strickt ein Standardteil oder etwas, das man irgendwo gesehen hat, aus der Erinnerung nach. Die Größe ist bekannt, vom Schnitt hat man zumindest eine Vorstellung und das Garn ist auch schon ausgewählt – bleibt die Frage: Wie viel Garn brauche ich?

Der tatsächliche Verbrauch hängt neben dem Schnitt und den Details ja von so vielen Einzelheiten ab: verwendete Nadelstärke, persönliche Strickfestigkeit – sogar das Nadelmaterial spielt eine Rolle, wie ihr hier nachlesen könnt. Man kann also wirklich nur grob schätzen und dann entweder generös Reserveknäuel ordern oder auf Risiko stricken. Und wenn ich schätzen sage, meine ich natürlich abgucken 😀 Wo? Na, am liebsten im schon erwähnten DROPS-Archiv. Insbesondere, wenn ein DROPS-Garn verwendet werden soll. Ihr müsst hier nur:

• den Suchbegriff eingeben (zum Beispiel „Jacke“), …
• auf „In allen Garnen suchen“ klicken und das richtige Garn auswählen und dann …
• auf „Suchen“ klicken

Jetzt wählt ihr unter allen Modellen dasjenige aus, das euch von Schnitt und Details her ungefähr vorgeschwebt hat. Vorsicht, es sind auch Häkelanleitungen und solche mit doppeltem Faden dabei. Damit es nicht etwa öde wird 😉 Klickt auf „Zur Anleitung“ und lest neben dem Foto den geschätzten Verbrauch für eure Größe ab. Schick, oder? Ganz unten findet sich oft auch noch eine Zeichnung mit Maßen, falls ihr euch nicht ganz sicher seid, wie schmal oder eng die Größen ausfallen.

Fall 3: Ich habe aber nur X Stränge von der Malabrigo XY, reicht das nun für Projekt ZQ? Oder nicht?

Manchmal ist ja dort Misstrauen durchaus angebracht. Besonders wenn man schon mal zwei Zentimeter vor dem Ende des Projekts das Ende des handgefärbten Garns in der Hand hatte und diese Erfahrung nicht unbedingt wiederholen möchte. Aber kennt ihr zehn Leute, die genau Projekt ZQ schon mal in XY gestrickt haben, die ihr fragen könntet? Vermutlich nicht.

Hier hilft wieder abgucken bei der fleißigen, globalen Strickgemeinde von Ravelry! Sucht nach der Anleitung und klickt auf den Reiter „Garnideen“. Ist euer Garn dabei? Guuut. Klickt auf „used XX times“ (jaja, die Übersetzung ist wohl noch nicht vollständig). Da habt ihr nun alle Projekte in eurem Garn für diese Anleitung. Skeins sind Stränge.

Wenn die Mitstricker fleißig waren, steht schon neben dem Foto der Verbrauch und ihr könnt euch einen Überblick verschaffen, ob euer Garn wohl reichen mag, oder ob ihr besser gleich für Nachschub sorgt oder eine andere Anleitung wählt.

Die Möglichkeiten, bei Ravelry und Co. abzugucken Informationen einzuholen, sind noch viel umfassender und werden außerdem ständig erweitert. Es lohnt sich wirklich, dort mal ein wenig nach links und rechts zu schauen und probehalber ein paar Knöpfchen zu drücken, die man zuvor noch nie gedrückt hat. Probiert’s aus 🙂