Der Chances Wrap und Brioche für Wagemutige

Heute möchte ich euch ein Geständnis ablegen: ich bin tüchersüchtig. Wenn ich aus irgendeinem Grund nichts anderes mehr als Tücher stricken dürfte, wäre ich absolut nicht traurig und hätte spontan genug Anleitungen im Hinterkopf, um mich für die nächsten zehn Jahre oder so zu beschäftigen. Braucht man so viele Tücher? Ist mir schnurz! Drogen sind teurer und unkuscheliger, also gibts nix zu meckern.

Tücher stricken hat viele schöne Vorteile. Zum Beispiel, dass man in überschaubarer Zeit mit einem Tuch fertig werden kann, dass man auch nach drei Stück Kuchen noch reinpasst, dass man sie hervorragend verschenken kann … und dass man an ihnen etwas Neues ausprobieren kann, ohne im Ernstfall gleich Garn in Pullovermenge in den Sand gesetzt zu haben.

Bei meinem neuesten Tuch habe ich gleich zweimal Neues ausprobiert. Nummer eins: Madelinetosh Pashmina! Diesem luxuriösen Garn habe ich schon lange sehnsüchtig nachgeseufzt, habe mich dann aber immer in letzter Sekunde für eine der anderen Madelinetosh-Varianten entschieden. Dann tut es nicht so weh, wenn der Pullover oder die Jacke nichts wird, dachte ich mir immer. Aber da das nicht ewig so weitergehen kann, habe ich mir ein Herz gefasst und mich bei dem tollen „Chances Wrap“ von Charlotte Bory an den Angstgegner Pashmina getraut. Da brauchte ich nämlich erstmal nur einen Strang für.

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Chances ist ein großartiges alltagstaugliches Modell, in dem man endlos Garn aus dem heimischen Stash verschwinden lassen kann. Neben der frisch adoptierten Pashmina in der Farbe Havana habe ich deshalb einen Strang Malabrigo Arroyo in Lotus, einen in Natur und ein Knäulchen DROPS Merino Extra Fine in Amethyst untergebracht, die ich noch bei mir ausgegraben habe. Die drei Garne haben zwar leicht abweichende Maschenproben, aber das funktioniert bei Brioche ganz gut.

Denn Brioche kommt bei diesem Tuch in aller Ausführlichkeit zum Einsatz: Einfarbig, zweifarbig und in Sondervarianten, die auf der Vorderseite wie glatt rechts Gestricktes aussehen. Designerin Charlotte hat in ihrer Anleitung ein sehr cleveres Baukastensystem aufgestellt, sodass sie einem je nach Variante nur noch eine Liste für die Reihenfolge der zu strickenden Module liefern muss: In der großen Variante für Garn in Sockenwollstärke sind es mehr Module, in der kleineren für dickeres DK-Garn sind es ein paar weniger. Es gibt aber auch Hilfestellung für alle, die auf eigene Faust Bauteile kombinieren oder mehr als vier Farben verwenden wollen.

Ich habe mich für ein Mittelding entschieden und die kleine Variante mit meinen Garnen gestrickt, die eigentlich in der Mitte zwischen Sockenwoll- und DK-Stärke liegen. Das Ergebnis ist ein mittelgroßes, schmales Tuch, das noch unter den Stehkragen meiner Winterjacke passt, aber dank Brioche und den wunderbaren Garnen seeehr flauschig ist. Und hübsch ist es geworden! Die drei Garne mit ihren vier Farben passen nämlich bestens zusammen.

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Apropos Brioche, es gab ja noch eine zweite Sache, die ich bei diesem Tuch neu ausprobiert habe. Und zwar habe ich immer mal wieder gerüchteweise von Leuten gehört, die zweifarbiges Brioche in einem Durchgang stricken – also ohne nach der ersten Farbe alle Maschen zurück zu schieben und die Reihe noch mal in der zweiten Farbe zu stricken, wie wir es alle gelernt haben.

Hexerei? Keineswegs. Wenn man es mal gemacht hat, ist es ganz logisch und funktioniert eigentlich ähnlich wie Doubleface: Man strickt immer abwechselnd eine Masche in der einen, eine in der anderen Farbe und muss eigentlich nur aufpassen, dass der jeweils andere Faden da landet, wo er hingehört. Ich zeige euch das mal Schritt für Schritt.

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Nehmt beide Fäden auf den Finger. Wichtig: Die Farbe, die bei den Briocherippen vorne zu sehen ist, sollte immer rechts auf dem Finger liegen. Die Hintergrundfarbe liegt links.

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Für die erste Masche, die ihr regulär mit ihrem Umschlag zusammen rechts abstricken müsst, nehmt ihr beide Arbeitsfäden nach hinten, geht mit der Nadel unter dem linken Faden durch und holt euch den rechten Faden zum Abstricken.

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Jetzt holt ihr euch beide Arbeitsfäden nach vorne und strickt die nächste Masche plus Umschlag mit dem Faden in der passenden Farbe links ab. Der andere Faden bleibt unbeteiligt, der hat hier nichts zu melden.

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Aufgepasst: Jetzt gehen beide Arbeitsfäden wieder nach hinten und nehmen dabei den Weg über die Nadel. Auf diese Weise erhalten sowohl die gerade gestrickte linke Masche, wie auch die folgende rechte Masche ihre Umschläge, durch die das typische Brioche-Volumen entsteht.

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Und jetzt immer so weiter. Rechte Masche stricken und dabei unter dem linken Arbeitsfaden durchtauchen, Fäden nach vorne, linke Masche, Fäden über die Nadel nach hinten … und immer schön die Umschläge mitnehmen.

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Wenn ihr die Arbeit wendet, tauscht ihr einmal die Arbeitsfäden, weil ja jetzt die Hintergrundfarbe der Vorderseite die Hauptfarbe der Briocherippen bildet. Und dann geht es wie gehabt weiter. Ihr seht nun auch schon, dass jetzt alle Maschen einen Umschlag haben, nicht nur jede zweite Masche wie bei der traditionellen Hin- und Herschiebetechnik. Wenn eure Reihe mit einer rechten Masche beginnt, müsst ihr ihr manuell einen Umschlag in der Gegenfarbe mitgeben, weil ja keine Vormasche einen liefern konnte. Da kriegt ihr aber den Dreh schnell raus.

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Das Ganze in bewegt könnt ihr auch in diesem schönen Video sehen. Der gute Herr Sockmatician zeigt darin auch, wie die Technik für Leute funktioniert, die die Fäden in der rechten Hand oder in beiden Händen gleichzeitig halten. Das Video ist zwar auf Englisch, zum Kennenlernen der Technik ist es trotzdem sehr hilfreich. Er erzählt im Wesentlichen das gleiche wie ich 😉

Probiert es mal aus, es ist nach ein paar Reihen ganz einfach! Ich stricke von jetzt an zweifarbiges Brioche immer so und auch den Chances könnte ich glatt noch mal machen. Vielleicht diesmal in der großen Variante mit meinen ganzen Resten Malabrigo Mechita und Madelinetosh Tosh Merino Light

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Anleitung: „Chances Wrap“ von Charlotte Bory, DK-Version
Garn: Je 1× Madelinetosh Pashmina in Havana; Malabrigo Arroyo in Fb. 120, Lotus und Fb. 063, Natural; DROPS Merino Extra Fine in Fb. 36, amethyst
Nadel: KnitPro Rundstricknadel Royale in Stärke 3,5 mm

Einen Wermutstropfen hatte die Anleitung dann aber leider doch für mich. Die Designerin verspricht, dass man die vielen Fadenenden während des Strickens einfach hängen lassen kann, weil es am Ende einen praktischen Trick gebe, um sie verschwinden zu lassen. Kein Fädenvernähen? Klasse! Ich mache das zwar prinzipiell gern, verzichte bei so einem Wust an Fadenenden dann aber auch sehr gern darauf. Also frohgemut alles dran gelassen …

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… nur um dann am Ende ratlos vor der Anleitung zu sitzen und den hochgelobten Trick nicht zu verstehen. Die Fadenenden könnten ganz einfach in den I-Cord-Schlauch gefädelt werden, heißt es da. Und wie? Mir fiel da auch nur der „Trick“ mit der Wollnähnadel ein, womit ich dann doch wieder beim Vernähen war. Menno! Kann jemand von euch das Rätsel lösen?

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Kommentare

  1. Von Susanne Weidler am 20. Februar 2018:

    Habe mal den Zackenschal gestrickt und bei dem Hab ich den Farbwechsel versteckt,ging ganz gut:die ersten und letzten zwei Maschen in der Hinreihe rechts stricken und in der Rückreihe wie zum links stricken abheben 😀

    • Von Nina am 20. Februar 2018:

      Hallo Susanne,
      und wo sind dann die Fadenenden hingegangen? Rutschen die dann von selbst in den entstandenen Schlauch? Das wäre ja einfacher, als ich es mir vorgestellt habe! 😀

    • Von Susanne Weidler am 27. Februar 2018:

      Hallo Nina, ja sie verschwinden im i-cord 🙂

  2. Von Petra P. am 20. Februar 2018:

    Hallo Nina,

    Das Tuch ist klasse geworden ,passt auch prima zu deinen Haaren. Die Farben im Tuch harmonieren super.
    Der Blog Beitrag hat es auch wieder in sich, sehr gut erklärt und gerade für mich, die schon viel Double Face gestrickt hat, kann sich jetzt einmal an das Doppel farbige Brioche wagen.. So wie ich es verstanden habe, nach dem links stricken, werden die Fäden über die rechte Nadel gelegt, wodurch ich dann auf der Rückseite immer einen Umschlag habe, ist das so okay?

    • Von Nina am 20. Februar 2018:

      Hi Petra,
      ganz genau! Du erzeugst damit sogar zwei Umschläge, die sich dann aber sehr bereitwillig auf zwei Maschen verteilen, so dass jede Masche ihren eigenen Umschlag erhält. Probier es mal an einer kleinen Musterprobe aus, es geht ganz einfach, wenn man einmal den Dreh raus hat! 🙂

  3. Von Gaby am 20. Februar 2018:

    Liebe Nina,
    hübsches Tuch!
    Das mit den Fäden.im I-cord Check ich auch nicht und wüsste so gerne wie…
    LG, Gaby

  4. Von Sabine am 21. Februar 2018:

    Ich hab mal einen I-Cord Rand bei einem Mantel (Modular Magic) vom West gemacht, und dann einfach das zu “vernähende” Ende eines Fadens mit einer Wollnadel in den I-Cord-Schlauch reingestochen, und ein Stück weiter die Nadel wieder rausgezogen, den Cord lang gezogen, und das Ende war weg. Dadurch, dass es innen liegt, stehen die Chancen schlecht, dass es sich wieder rauswindet. – Versteht ihr, wie ich das mein?

    Viele Grüße,
    Sabine

  5. Von Britta D. am 21. Februar 2018:

    den Faden kann man schon beim Stricken verschwinden lassen: immer darauf achten, daß der lose Faden stramm nach links gelegt wird, beim Zurückheben der Maschen daruf achten, daß der Faden nicht vor die Maschengerät, beim Abstricken der ersten Masche darauf achten, daß der Arbeitsfaden hinter dem losen Faden liegt, welcher die erst Masche nach hinten zieht, dadurch bleibt der Faden auf der inneren Kante liegen, die automatisch durch den Halbschlauch verdeckt wird. der Halbschlauch ist auch groß genug, um Knoten zu verdecke.

  6. Von HCL am 21. Februar 2018:

    Wow, das muß ich unbedingt ausprobieren! (Falls ich es denn kapiere, aber da bin ich zuversichtlich ). Daher sage ich schon mal ganz laut DANKE!

    • Von Nina am 22. Februar 2018:

      Na gern geschehen! 😀

  7. Von Britta D. am 21. Februar 2018:

    oh, mir ist gerade aufgefallen, daß ich bisher nur nachträglich mit I-Cord umrandet habe, also Maschen aufgenommen und mit 3er abgekettet. da funktioniert das, am Rand müßte man den losen Faden nach oben ziehen. grundsätzlich fnktionuert der Icord ja dadurch, daß man mit dem Arbeitsfaden Maschen überbrückt und sozusagen umgekehrt abstrickt, dadurch ergibt sich der Schlauch entweder beim Abketten oder am Rand, weilbeim 3er die erste Masche auf die Rückseite wandert, die 2 den Rücken des Schlauchs bildet und die 3 Masche auf der Vorderseite bleibt.

    Wenn man also darauf achtet, daß bei Abstricken der ersten Masche der Arbeitsfaden rechts hinter dem losen Faden liegt, dann “rollt” sich die erste Masche nach hinten um den Rand mit dem losen Faden herum. Das funktioniert aufwärts beim Strickrand genauso wie beim Abketten seitwärts.

    Einfach darauf achten, daß

    • Von Nina am 22. Februar 2018:

      Hi Britta,
      das klingt ja machbar, das probiere ich mal aus. Danke für die kleine Anleitung!

  8. Von Petra P. am 22. Februar 2018:

    Ich kenne das so mit dem I-Cord stricken, man strickt alle Maschen rechts ab, danach schiebt man die Maschen von der linken Seite auf die rechte Seite, dabei den Faden straff anziehen und die Fäden, die vom Strickstück raus hängen auch mit nach rechts legen. Den Faden den man strickt, bei der ersten Masche fest anziehen und dann immer wieder das so wiederholen, von der linken Seite auf rechts schieben, so entsteht eine Kordel und die Fäden und Knoten sind auch mit verschwunden.
    Vielleicht probiert Ihr es erst einmal mit einer Probe.. Vor 2 Jahren habe ich mir eine Tasche gehäkelt und durch die Häkellöcher I-Cords gezogen, denn die vielen Wollreste mussten einfach einmal aufgearbeitet werden.

  9. Von Gudrun am 14. April 2018:

    Hallo, ich teste das gerade, geht einfacher als gedacht. Aber ich breche mir schier einen ab bei Zu- und Abnahmen. :-X Da muss ich dann doch hin und her, zumindest bei den beteiligten Maschen.

    Gibt es dazu auch irgendwo was? Gefunden habe ich bisher nix.

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