Mohair in Hülle und Fülle! So viel Mohair im Shop, man weiß gar nicht, wo man zuerst hingrabbeln möchte, oder? Habt ihr vielleicht gar den Überblick verloren und braucht einen Leitfaden (höhö) bei der Entscheidungsfindung? Kein Problem, Super-Sarah kommt herbeigeflogen, wickelt sich in einen weichen Mohair-Kokon, schließt wohlig seufzend die Aug…
Äh, Sarah? Wolltest du nicht was erklären? Ach so, ja! Sorry, konnte nicht widerstehen. Aber gut, als die Mohair-Expertin im Team – solche Titel immer einfach selbst verleihen, das ist am effektivsten – mache ich das natürlich gern!
Fangen wir beim Urschleim an. Woher kommt denn dieses Mohair? Von einer Musicalbühne aus den Siebzigern? Nein, das wäre doch etwas … speziell. Also, was ist dieses Mohair-Tier? Mohair ist das Fell der Angora- oder Mohairziege. Sie stammt ursprünglich aus der Provinz Ankara (Angora) in der Türkei. Sehr süß sehen die Ziegen aus mit ihren Schlappohren und dem lockigen Fell (ich liebe Ziegen!).
Dieses Fell ist besonders leicht, wärmend und lässt sich gut färben, da die Tiere meist weiß sind. Beste Voraussetzungen. Gibt es dabei eine Besonderheit? Ja: Mohair wird nicht einfach so zu einem Faden versponnen (dazu ist es zu fein), sondern die fluffigen Fasern werden auf einen Trägerfaden montiert gesponnen. Dieser kann aus Kunstfaser oder Seide sein, alle bei uns im Sortiment befindlichen Sorten haben Seide als Trägerfaden. Fühlt sich einfach immer besser an, glaubt es mir.
So, das waren die Grundlagen. Je nach Zusammensetzung und Lauflänge ergeben sich dabei mehr oder weniger große Unterschiede im fertigen Faden. Alle bereit? Gut, dann fangen wir mit der Vorstellung an.
Lang Mohair Luxe
Die Eckdaten: 175 Meter auf 25 Gramm, 77 Prozent Superkid-Mohair, 23 Prozent Seide.
Die Mercedes unter unseren Mohairs (Mercedes ist ein Frauenname, guckt es nach) und – ich gebe es zu – mein persönlicher Liebling. So flauschig und ultraweich ist kein anderes, ich schwöre (Expertin)! Zur Produktion der Lang Mohair Luxe (MoLux) wird nur Superkid-Mohair verwendet.
Superkid-Mohair bezeichnet die Güteklasse der Mohairfasern und entspricht der allerhöchsten – mit einem Durchmesser von höchstens 25 Micron –, die nur aus der ersten und zweiten Schur der süßesten und niedlichsten Baby-Angorazicklein gewonnen wird. Und das merkt man! Bei unserem „Club Tuch“ im Laden will mir die Kundschaft oft gar nicht glauben, dass es wirklich nur mit einfachem Faden gestrickt ist. So flauschig ist die!
Sie lässt sich doppelt oder dreifach zu den wärmsten und luxuriösesten Pullovern verstricken und auch als Beilaufgarn zu nahezu allen Garnen in unserem Sortiment macht sie eine gute Figur. No Frills Sweater mit Lang Jawoll oder Sandnes Sunday gefällig? Oder doch lieber mit Alpaka Soxx? Huch, was liegt denn hier noch? Tosh Merino Light mit passender MoLux für (noch) einen Oslo Hat! Gab’s letztes Jahr vom Gatten zum Nikolaus, könnte ich mal langsam stricken, was?
Übrigens lassen sich auch ziemlich weit auseinander liegende Farben noch gut miteinander verstricken, ohne dass es arg meliert aussieht. So flauschig ist die! Große MoLux-Liebe hier. Falls das irgendwie untergegangen sein sollte. Ich bin ja immer sehr subtil.
Lang Yarns Lace
Die Eckdaten: 310 Meter auf 25 Gramm, 58 Prozent Superkid-Mohair, 42 Prozent Seide.
Unsere Prinzessin auf dem Beilaufgarn. So zart, so weich, so vielseitig! Wie viele Oslo Hats wurden mit ihr schon verwirklicht? Wie viele Lovenotes, Ranunculi und, und, und? Unzählige. Und das zu Recht. Ein wunderschönes Beilaufgarn mit unvergleichlicher Weichheit und ganz zarter Fluffigkeit. Sie pufft das Gestrick nicht so übertrieben geil doll auf wie die Molux, sondern verdichtet und verflauscht das Maschenbild aufs Allerherrlichste!
Aber Obacht! Mit einem Streichgarn möchte die Lang Lace nicht so gern verheiratet werden! Die tollen Eigenschaften der jeweiligen Garne negieren sich im Zusammenspiel irgendwie total. Folgende Formeln bitte merken:
- Streichgarn = Super!
- Lang Lace = Super!
- Streichgarn mit Lang Lace = totale Unterwältigung
In meinen Tests hat sie sich hervorragend bewährt mit Lang Jawoll, Erika Knight Wool Local, Sandnes Sunday und Winterburn DK. Einzeln habe ich sie noch nicht verstrickt, von euch jemand? Erzählt mir mal davon, das würde mich interessieren! Aber ich bin ja nicht so die Lace-Tante, deshalb fehlen mir hier die Erfahrungswerte. Vergebt es mir.
Sandnes Tynn Silk Mohair
Die Eckdaten: 212 Meter auf 25 Gramm, 57 Prozent Kid-Mohair, 28 Prozent Seide, 15 Prozent Wolle.
Unser Neuzugang liegt von der Lauflänge genau zwischen ihren beiden Kusinen aus dem Hause Lang. Es gibt aber noch mehr Unterschiede. Zum einen wird hier Kid-Mohair statt Super-Kid-Mohair versponnen. Kid-Mohair ist immer noch von der Babyziege , das einzelne Haar darf aber einen Durchmesser von bis zu 30 Micron haben. Und dann hat die Tynn Silk Mohair (TSM) – die Schlaufüchse unter euch haben sicher aufgepasst – 15 Prozent Wolle mit dabei! Das haben die anderen beiden nicht!
Dieser Wollanteil sorgt zum einen dafür, dass sie sich etwas weniger flutschig anfasst („mittelweich“ ist in diesem Zusammenhang wirklich kein gutes Wort), zum anderen gibt er für ein Mohairgarn wirklich außergewöhnlich gute Formstabilität und dimmt den Farbglanz der Seide etwas ab. Wann also zur TSM greifen? Zum Beispiel für einen Pullover beziehungsweise ein Oberteil komplett aus Mohairgarn. Doppelt verstrickt ist sie schön weich, superwarm und ultraleicht. Aber trotzdem behält das Teil die Form. Volle Punktzahl hier.
Aber auch als Beilaufgarn macht sie sich hervorragend. Besonders gut verträgt sie sich zum Beispiel mit Sandnes Sunday, Double Sunday, Peer Gynt oder auch Tynn Line (ja, echt!). Je nach gewünschtem Wärme-, und Kuschligkeitsgrad könnt ihr das passende Hauptgarn auswählen. Am wärmsten und weichsten wird die Kombination aus Double Sunday und TSM. Das hat sich auch die (echte) gesammelte Expertise bei Sandes gedacht und dieser Kombination ein ganzes Heft gewidmet. Schaut mal hier rein, es ist fantastisch!
Sehr praktisch: Viele Farben im Sandnes-Sortiment gibt es eins zu eins auch auf Tynn Silk Mohair, da seid ihr sicher, dass es gut zusammenpasst.
Fazit
Wir haben nun für jede Gelegenheit das passende Mohairgarn im Shop! Die Unterschiede bei Tynn Silk Mohair und Mohair Luxe sind im Fertiggestrickten gar nicht sooo groß, im Endeffekt nehmen sie sich alle nicht viel. Im Zweifelsfall kann man hier wirklich einfach nach den Farben gehen und aussuchen, was am besten gefällt. Und immer, immer, immer könnt ihr uns im Kundendienst deswegen anschreiben, wir lieben Gründe, um mit Mohair zu jonglieren! Fluff on!
Ein kurzes Nachwort: Meine liebenswürdige Bedarfslektorin hat angemerkt, sie fände es nett, wenn ich noch dazuschreiben könnte, mit welcher Nadelstärke man denn die verschiedenen Mohairs doppelt und dreifach verstricken könnte und welcher Garnstärke das denn in etwa entspräche. Ich habe darauf verzichtet, da sich alle Mohairs mit ganz unterschiedlichen Nadelstärken völlig problemlos und sehr schön verstricken lassen, je nachdem welches Ergebnis man erzielen möchte. Für doppelt TSM habe ich zum Beispiel drei verschiedene Nadelstärken (3,5 mm, 4,0 mm und 4,5 mm) ausprobiert und war mit allen sehr zufrieden. Für mein Tuch habe ich dann die 4,5 mm genommen, einen Pullover hätte ich aber in 3,5 mm gestrickt. Probiert es echt einfach aus.
Sehr interessant. Mohair als Beilaufgarn ist Magie. Du schreibst: “Aber Obacht! Mit einem Streichgarn möchte die Lang Lace nicht so gern verheiratet werden! Die tollen Eigenschaften der jeweiligen Garne negieren sich im Zusammenspiel irgendwie total.”
Kannst du das näher erklären? Was passiert da bzw. was nicht?
Hallo Annie, genauer erklären kann ich das leider nicht. Ich war total begeistert als ich anfing die Probe zu stricken und dachte, dass sich diese beiden supertollen Garne zusammen zu etwas noch supertollerem entwickeln würden. Stattdessen ist es einfach nur ein nichtssagender Lappen geworden.
Die Lace ist glaube ich nicht stark genug, um das Streichgarn zu unterstützen. Wenn du Mohair mit Streichgarn verarbeiten willst, nimm auf jeden Fall die Sandnes Tynn Silk Mohair! Das wird richtig toll zusammen, durch den Wollanteil hat sie eben mehr “Kraft” für solche Manöver. Happy Knitting
Hast du irgendwelche Tipps gegen das Fusseln? Beim Stricken mit Mohair (auch bei sehr guter Qualität) habe ich immer Mohairfasern überall, und ähnlich natürlich auch, wenn man ein solches fertiges Kleidungsstrick dann trägt…
Das liegt ein Stück weit in der Natur der Sache, man verstrickt ja “Haare am Faden”. Probier mal die Sandnes Tynn Silk Mohair, die ist durch die 15% Wollanteil etwas stabiler als die anderen. Und Mohairgarn verstrickt als Beilauffaden mit einem stabilen, nicht fusselndem Garn (z.B. Peer Gynt oder Sunday) fusselt auch weniger, weil es etwas zum “Festhalten” hat.
Es kann vielleicht daran liegen, dass ich bei Fusseln (und Staub, aber das ist ein anderes Thema) sehr tolerant bin, mich stört es jedenfalls bei keinem unserer Mohairgarne. Und meine Garderobe (Jeans und Wollpullover) verzeiht da auch viel 😉
Hallo, bin gerade am Verzweifeln. Ich stricke mit Sunday von Sandnes mit Tynn Silk Mohair auf Nadel Stärke 5 auf einer Rundstricknadel. Die Maschen lassen sich nach ihrer Runde auf dem Plastikband oft nicht mehr auf die Nadel schieben. Ich muss drücken und drehen, damit es weitergeht. Woran liegt das? Was mache ich falsch? Als ich mit der gleichen Nadel Smart verstrickt habe, hatte ich das Problem nicht. Bitte helft mir!
Physik! Die beiden Garne sind sowohl dünner als auch rutschiger die Sandnes Smart. So ziehen sie sich etwas zusammen, sobald sie auf das Seil kommen und man muss die Garnmenge wieder umverteilen, sobald man die Nadel wider erreicht hat. Wenn du lockerer strickst, wird es weniger mühsam. Falls du eine Mütze oder einen Ärmel strickst, wechsle mal auf ein Nadelspiel, dann hast du die Probleme nicht mehr.