Neue Knäuel braucht das Land

… oder sagen wir mal: der Pullover 😉 Denn anders als die 1-Strang/Knäuel-Projekte über die ich neulich schrieb, benötigen die meisten Strickwerke irgendwann Nachschub wegen akuter Fadenknappkeit. Wer in Reihen strickt, kann rechtzeitig am Reihenanfang ein neues Knäuel ansetzen und die heraushängenden Fäden vernähen. Doch für Rundstricker, Vernäh-Phobiker und Garnsparer stellt sich irgendwann mittendrin die Frage: Wie schaff ich’s, dass die Verbindungsstelle zwischen zwei Knäueln absolut haltbar und möglichst unsichtbar wird? Und: Welche Methode passt zu meinem Garn?

Bild für Beitrag „Neue Knäuel braucht das Land“ 5

Vorab noch ein kleiner Hinweis der Redaktion: Wenn ihr nicht nur das Knäuel, sondern auch die Farbe möglichst geschickt wechseln wollt, schaut euch auch unseren Betrag zum Spleißen an!

Variante 1: Anfilzen

Eine denkbar einfache und schnelle Methode, die mit allen tierischen Fasern ohne Superwash-Behandlung funktioniert. Also im Lanade-Universum namentlich:

  • BC Garn Bio Shetland
  • BC Garn Loch Lomond
  • BC Garn Semilla Melange
  • BC Garn Semilla Pura
  • Erika Knight Big Vintage
  • Erika Knight British Blue 100
  • Erika Knight British Blue Fingering
  • Erika Knight British Blue Mini
  • Erika Knight Maxi Wool
  • Erika Knight Wild Wool
  • Erika Knight Wool Local
  • Kremke Llama Soft
  • Malabrigo Lace
  • Malabrigo Merino Worsted
  • Malabrigo Rasta
  • Sandnes Double Sunday
  • Sandnes Peer Gynt
  • Sandnes Sunday
  • Sandnes Tove

Das funktioniert so:

  1. befeuchtet eure Hände
  2. legt die Enden des neuen und alten Knäuels gegenläufig in eine Hand und lasst sie dabei ein paar Zentimeter überlappen. Bei dickeren, verzwirnten Garnen könnt ihr die Enden auch aufdröseln und Teilfäden entfernen damit das Ergebnis schlanker ausfällt. Entzwirnte Enden gehen auch haltbarere, gleichmäßigere Verbindungen miteinander ein, das ist also generell eine gute Idee
  3. durch Druck und Reibung zwischen den Handflächen werden die Enden unzertrennlich gemacht 😉
  4. reibt und rubbelt so lange weiter bis euch das Ergebnis gefällt

Bild für Beitrag „Faden ansetzen“ 2

Vorteil: Ihr müsst keine Fäden vernähen! Gar keine 🙂

Nachteil: Das Garn verliert einen Teil seiner Geschmeidigkeit an Verbindungsstelle (Vorsicht bei Mustern!) und das Maschenbild kann, wenn man weiß wo man hinschauen muss, leicht verändert aussehen.

Tipp: Da ihr sowieso feuchte Hände braucht – wascht sie fix und lasst sie feucht. Leicht angeschmutze Verbindungsstellen machen sich nicht so gut in einer weißen Jacke, ich spreche da aus Erfahrung 😉

Variante 2: Halbieren und Ansetzen

Diese Methode funktioniert mit verzwirnten Garnen jeder Art und wird quasi unsichtbar. Die oben genannten Vernäh-Phobiker müssen hier zwar über einen kilometerlangen Schatten springen, aber: es lohnt sich! Ich benutze sie vor allem für unelastische Baumwoll- und Leinengarne und alles was sich meinen Filzversuchen widersetzt. Generell geeignet ist sie für:

  • BC Garn Alba
  • BC Garn Allino
  • BC Garn Bio Balance
  • BC Garn Bio Shetland
  • BC Garn Lino
  • BC Garn Loch Lomond
  • BC Garn Semilla
  • BC Garn Semilla Melange
  • BC Garn Semilla Pura
  • Erika Knight Big Vintage
  • Erika Knight British Blue 100
  • Erika Knight British Blue Fingering
  • Erika Knight British Blue Mini
  • Erika Knight Gossypium Cotton
  • Erika Knight Maxi Wool
  • Erika Knight Wool Local
  • Kremke Baby Alpaca Lace
  • Kremke Edelweiss Alpaka
  • Kremke In The Mood
  • Kremke Lazy Linen
  • Kremke Lazy Lion
  • Kremke Llama Soft
  • Madelinetosh Tosh DK
  • Madelinetosh Twist Light
  • Malabrigo Arroyo
  • Malabrigo Rasta
  • Malabrigo Rios
  • Malabrigo Sock
  • Malabrigo Susurro
  • Malabrigo Verano
  • Lang Alpaca Soxx
  • Lang Jawoll
  • Lang Jawoll Magic Degrade
  • Lang Jawoll Twin
  • Lang Super Soxx Color
  • Rosy Green Cheeky Merino Joy
  • Sandnes Babyull Lanett
  • Sandnes Double Sunday
  • Sandnes Duo
  • Sandnes Line
  • Sandnes Merinoull
  • Sandnes Mini Alpakka
  • Sandnes Peer Gynt
  • Sandnes Sisu
  • Sandnes Smart
  • Sandnes Sunday
  • Sandnes Tove
  • Sandnes Tynn Line

Los gehts: Ihr strickt, bis nur noch etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter vom alten Knäuel übrig sind und dröselt den restlichen Faden bis zur Stricknadel in zwei gleiche Teile auf. Dasselbe macht ihr mit dem Faden des neuen Knäuels.

Bild für Beitrag „Neue Knäuel braucht das Land“ 4

Jetzt schnappt ihr euch jeweils einen halben Faden von beiden Knäulen. Achtet darauf, dass ihr den neuen Faden in der richtigen Richtung (siehe Foto) ansetzt. Wer’s falsch macht, hat nach ein paar Maschen kein Garn mehr zum Verstricken, dafür aber 50-100 g Faden zum Vernähen 😉

Bild für Beitrag „Neue Knäuel braucht das Land“ 3

Haltet die beiden Halbfäden mit den Fingerspitzen zusammen und strickt ein paar Maschen bis ihr an die Stelle kommt, bis zu der ihr den Faden des neuen Knäuls aufgedröselt habt.

Bild für Beitrag „Neue Knäuel braucht das Land“ 1

Ich mach’ meist fünf Maschen mit dem Hybridfaden. Nun lasst ihr den halben Faden vom alten Knäuel, sowie auch die anderen Halbfäden, zur Rückseite heraushängen und arbeitet mit den ganzen, neuen Faden weiter.

Bild für Beitrag „Neue Knäuel braucht das Land“ 2

Wenn ihr das nächste Mal an der Verbindungsstelle vorbeikommt, achtet darauf, dass ihr die Hybrid-Maschen richtig erwischt und zieht gegebenenfalls die heraushängenden Teilfäden noch mal ein bisschen an. Dann klappt’s auch mit der Unsichtbarkeit 😉

Vorteil: Die Garneigenschaften und somit auch das Maschenbild bleiben unverändert. Die Verbindungststelle wird nicht dicker als der Rest.

Nachteil: Ihr müsst nachher pro Verbindungsstelle vier halbe Fäden vernähen. Aber: insbesondere bei Baumwollgarnen lohnt sich das. Da halbiere ich auch den Anschlagsfaden vor dem Vernähen. Das wird nämlich viel unauffälliger, als den ganzen Faden durchs Gestrick zu quetschen.

Variante 3: Russian Join

Ich verwende diese Methode für nicht gut filzbare, einfädige Garne, nämlich:

  • BC Garn Semilla Cablé
  • Malabrigo Mecha
  • Malabrigo Mechita
  • Madelinetosh Tosh Merino Light
  • Madelinetosh Unicorn Tails

… sie ist aber theoretisch eine Universalmethode für (fast) alle Garne. So gehts im Schnelldurchlauf:

  1. zieht das alte Garnende auf eine spitze Wollnadel, macht einen kleinen Salto rückwärts, stecht mit der Nadel soweit ihr es schafft mitten durch den alten Faden und zieht das Ende hindurch. Achtung: die Schlaufe, die ihr so bildet, muss vorerst noch offen bleiben!
  2. jetzt zieht ihr das Ende des neue Knäuels auf die spitze Nadel, führt es durch die Schlaufe des alten Garns und stecht das Ende dann ebenfalls durch sich selbst zurück
  3. nun könnt ihr beide Schlaufen fest zuziehen, die durchstochenen Garnteile glätten und die abstehenden Enden abschneiden
  4. schwupps, fertig!

Bild für Beitrag „Faden ansetzen“ 1

Vorteil: Keine Fäden vernähen, yay!

Nachteil: Etwas dickere und festere Verbindungsstelle. Kann bei locker verzwirnten Garnen und Garnen mit kurzem Farbverlauf unsauber aussehen.

Tipp: Russian Join ist die Methode der Wahl, wenn euch mal beim Abketten mit der Nähnadel das Garnende zu kurz geraten ist und ihr verlängern wollt!

So, Zeit fürs Fotofinish:

Bild für Beitrag „Neue Knäuel braucht das Land“ 7

Seht ihr die Verbindungstellen? Nein? Sehr gut! 😀 In Reihe 4 von oben habe ich gefilzt, in Reihe 10 geteilt und angesetzt und in Reihe 16 seht ihr den Russian Join.

Das war’s auch schon. Mit einer dieser drei Methoden habe ich bisher noch jedes Knäuel an den Mann beziehungsweise das Strickprojekt gebracht. Und ihr so? Welche Methode für welche Garnqualitäten könnt ihr noch empfehlen? Ich bin gespannt auf eure Kommentare 🙂

Facebook Pinterest Twitter

Kommentare

  1. Von tangomenas am 21. August 2015:

    Oooooh, das mit dem Halbieren und Ansetzen ist ja genial, das kannte ich noch garnicht! Wird als nächstes für meinen Decken-Monster aus D<3You #5 verwendet, obwohl ich nach über 20 Knäulen inzwischen fast unsichtbare Russian Joints

    • Von tangomenas am 21. August 2015:

      (Mist, olle Facebook-App! >:( )
      … hinbekomme. Wenn ich im … Kraus rechts? (Garter. Ich oller YouTube-Stricker!) lande, sieht es leider trotzdem eher selbst- als handgemacht aus. ;D

      Ich filze meist an oder Russian joine, flechten hab ich mal versucht, sieht bei mir aber immer unschön aus. Bei dem Tuch, dass ich im Moment aus der Baby Alpaca Silk stricke, zwirbel ich die Enden aneinander, so: http://eunnyjang.com/knit/2006/02/yeah.html
      Nur leider hab ich das mit dem Aufdröseln zu spät gelesen und beide Enden komplett gelassen; mal schauen wie das wird…

  2. Von Kathi am 23. August 2015:

    Ich verstricke gerade Fililono von Schulana, eine Mischung aus Leinen und Polyamid. Es ist eher ein dünnes verwebtes Band als ein Faden, nix zum Aufdröseln, nix zum Filzen. Dadurch klappt leider keine der drei Möglichkeiten. 🙁
    Und das bei kurzen 82m pro Knäuel, *schnauf*.

    • Von Kathi am 23. August 2015:

      Filolino, nich Fililono… 😀

  3. Von Franzi am 04. September 2015:

    Anfilzen klappt auch mit der Big Merino ganz gut, muss man eben nen bischen mehr rubbeln. Und ein bisschen Spucke ist auch ganz hilfreich, gewaschen wird nach dem stricken ja eh ^^

  4. Von Anja am 16. September 2015:

    Oh vielen Dank für die Erklärung der Variante 2 mit dem Halbieren und Ansetzen!!! Hab es grad mit der Drops Karisma ausprobiert und es ist wirklich total unsichtbar! Klar muss ich jetzt viel vernähen, aber der Vorteil ist absolut auch der, dass man es jederzeit, irgendwo mitten in der Reihe machen kann und nicht am Ende einer Reihe neu ansetzen muss und dann ganz viel Garn übrig hat oder – wie in meinem Fall- bei einer Strickjacke, die nahtlos gestrickt wird, dann die Knotenpunkte an der Blende hat.
    Ist jetzt schon der dritte Super-Tipp von Dir, den ich umsetze nach der Anti-Klapprand-Methode und dem SYTK ;-)))) Gerne mehr davon!
    LG
    Anja

  5. Von Melanie am 22. November 2015:

    Welche Methode nimmt man am besten für die Drops Brushed Alpaca Silk? Den klassischen Knoten? *g*
    Vielen Dank für den super Beitrag.

    • Von Charlotte am 26. Oktober 2016:

      Vielen Dank für diese Hinweise! Damit bin ich endlich vom unseligen Zusammenknoten weg. Und ich habe noch eine weitere Taktik entdeckt, nachdem ich bei der Drops Nepal Anfilzen und Russian Join versucht habe, auch in Kombination. Mit allen Versionen war ich nicht so ganz glücklich, was den Aufwand angeht. Bin dann dazu übergegangen, den einen Faden mit einer Nadel in die Mitte des anderen einzufädeln. Das funktioniert ganz gut und vor allem schnell. Man sollte es nur nach Möglichkeit nicht am Ende einer Reihe machen, dann wird es doch ganz schön voluminös…
      Trotzdem vielen Dank, auch für all die anderen grandiosen Blogbeiträge!
      Herbstliche Grüße

  6. Von Angelika am 14. Februar 2016:

    Russian Join and Air <3 <3 <3 I love it!!!!!!

  7. Von Natascha am 01. April 2016:

    Vielen Dank für den “Russin Join”! 🙂

    Endlich ein kontenfreies Gestrick.

    Liebe Grüße

  8. Von Martina Geay am 12. Februar 2017:

    Immer wieder hilfreich, vielen Dank. Ich habe eben den Russian Join erfolgreich bei Air angewandt.

    • Von Antje am 15. Februar 2017:

      Hallo Martina!
      Oh ja, für die Air ist der Russian Join wie gemacht! Weiterhin viel Spaß damit!

  9. Von Dori am 01. September 2017:

    Hallo! Bin mit den Tipps für mein Strickstück nicht ganz so zufrieden. Stricke eine Decke aus Merino extrafine 85. Die hat nur 40 m pro Knäul. Das mit dem einen Faden in den anderen bekomme ich nicht hin, da die Wolle aus vielen Einzelfäden besteht und sich teilt. Das mit den Fäden halbieren sieht unsauber aus, durch die Fadenteilung. Die russische Methode wird zu dick. Habe 20 Knäul gekauft und es jetzt aufgegeben nach dem ersten Fadenwechsel. Gibt es noch irgendwas, was ich tun könnte?

    • Von Antje am 05. September 2017:

      Hallo Dori,
      ich hatte dir schon geantwortet aber leider scheint die Antwort verloren gegangen zu sein 🙁 Also nochmal: Diese widerspenstige Merino 85 kenne ich nicht aber unsere Merinogarne von DROPS bestehen ebenfalls aus vielen glatten Einzelfäden und hier hat die Methode des Halbieren/Ansetzens immer gute Erfolge gebracht. Kann es sein, dass dein Garn sehr lose verzwirnt ist? Dann könnte ich mir vorstellen, dass die “Hybridmaschen” unsauber aussehen weil die Einzelfäden nicht so recht zueinander wollen. Was du versuchen kannst, ist eine Kombination aus Halbieren/Ansetzen und Russian Join – also nur den halben Faden zurück stechen und die andere Hälfte vernähen. Wenn das auch nicht funktioniert wirst du den Fadenwechsel wohl doch an den Reihenanfang verlegen müssen und dann klassisch die Fadenende umeinander schlingen und entgegengesetzt im Rand vernähen. Viel Erfolg dir!

  10. Von Sabine am 19. Januar 2018:

    Gute Techniken, danke! Weißt du vielleicht auch eine Methode für Lacetücher? ich stricke gerade die Drops Lace und werde immer langsamer, je näher ich der Anknüpfstelle komme ;)… Oder sollte ich tatsächlich ganz verschwenderisch den Reihenanfang ansteuern??

  11. Von Britta D. am 19. Januar 2018:

    Hi, Sabine, ich habe gerade ein “Lente” mit Drops Lace fertig und wollte oberschlau sein, habe eine komplette Reihe alles mit doppeltem Faden gestrickt und wollte dann nach dem Spannenam Rand abschneiden…. Blooooß nicht!

    Im Gegenlicht sieht der doppelte Faden wie ein Balken aus 🙁 jede Art von Vernähen im Muster sieht man…. Spar Dir meine schlechte Erfahrung.

    Also schön brav am Rand ansetzen und vernähen

  12. Von Lotta Höflich am 05. August 2018:

    Endlich mal eine Möglichkeit gefunden für meine geliebte, und beim vernähen verhasste Alpaka werde ich gleich mal beim nächsten Wechsel die Methoden ausprobieren. Vielen lieben Dank

  13. Von Nina am 10. Juli 2019:

    Hallo,
    Danke für den hilfreichen Beitrag!
    Hast du auch Erfahrungen mit silk mohair Garnen wie z.b. DROPS Kid Silk?
    Liebe Grüße

Neuen Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.