Hallo zusammen! Nachdem wir die letzten Male so überaus ausführlich über Stricknadeln gesprochen haben, dachte ich mir, wir machen heute mal extra etwas ohne Nadeln. Verzopfen nämlich ;D
Erinnert ihr euch an die tolle Weste, die Carolin ihrem Vater zum Geburtstag gestrickt hatte? Ein echtes Sahneteilchen, finde ich. Und nachdem sie im dazugehörigen Blogbeitrag schon die echten Zopfnadeln gegen eine Nadel aus dem Nadelspiel ausgetauscht hatte, möchte ich euch gleich zeigen, wie man die Hilfsnadel ganz und gar abschaffen kann – wenn man möchte …oder muss, weil man die Zopfnadel mal wieder hinters Ohr geklemmt und dort vergessen oder runtergeschmissen und verloren hat.
Die Technik eignet sich für alle Garne, die nicht zu glatt sind und sich nicht ständig teilen wollen. Sie ist leichter als man denkt und auch nur ganz kurz zwischendurch gruselig. Versprochen.
Beim Verzopfen lässt man eine bestimmte Anzahl Maschen ihre Position vertauschen. Dadurch treten sie hervor und bilden einen mehr oder weniger breiten Zopf. Obwohl Zopfmuster höllisch kompliziert aussehen können und einem in Sachen Aufmerksam… (oh, schaut mal, ein Eichhörnchen!) …keit noch einiges an Demut beibringen können, ist der zugrunde liegende Trick einfach und immer gleich.
Maschen, die eigentlich dran sind, werden vorerst nicht gestrickt, sondern irgendwo zwischengeparkt. Dann werden die Maschen dahinter gestrickt und dann erst kommen die geparkten Maschen dran. So tauschen sie Ihre Position. Die StVO (Strickverkehrs-Ordnung) sieht zum Maschen-Parken eine Zopfnadel vor. Eine Nadelspielnadel zu verwenden ist milde Revolte. Aber wir parken heute ganz wild auf der rechten Nadel!
Als Beispiel will ich euch mal einen Vier-Maschen-Zopf nach links verzopfen. Das ist die Variante bei der man sonst die Hilfsnadel vor der Arbeit verwenden würde. Ich beschreibe kurz, was zu tun ist und wenn ihr dann ausreichend den Faden verloren habt (was für eine schöne Metapher beim Stricken), könnt ihr euch das Video unten ansehen 🙂
- Die ersten zwei Maschen wie zum Links-Stricken abheben und auf der rechten Nadel parken, der Faden liegt dabei hinter der Arbeit.
- Die nächsten zwei Maschen rechts abstricken.
- Mit der linken Nadel die beiden geparkten Maschen vor der Arbeit und von links nach rechts wieder aufnehmen. Sie liegen jetzt gleichzeitig auf beiden Nadeln.
- Jetzt kommt der Nervenkitzel, ich hoffe Ihr sitzt gut 😀 Die rechte Nadel vorsichtig aus allen vier Maschen herausziehen. Die zuletzt gestrickten Maschen hängen jetzt kurz in der Luft, können aber durch beherztes Zugreifen an der Basis fixiert werden.
- Die rechte Nadel hinter den beiden geparkten Maschen (die sich jetzt wieder auf der linken Nadel befinden) herum führen und die zuletzt Gestrickten wieder aufnehmen.
- Die beiden frisch ausgeparkten Maschen rechts abstricken. Et voila!
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Das funktioniert übrigens auch mit breiteren Zöpfen, könnt ihr euch ruhig trauen.
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Und wenn Ihr nach rechts verzopfen wollt (das ist die Variante bei der man sonst die Hilfsnadel hinter der Arbeit verwenden würde), dann geht das so:
- Zwei Maschen wie zum Links-Stricken abheben und parken, der Faden liegt dabei vor der Arbeit. Sieht komisch aus, ist aber so.
- Zwei Maschen rechts abstricken.
- Jetzt mit der linken Nadel die beiden geparkten Maschen hinter der Arbeit wieder aufnehmen. Sie liegen jetzt gleichzeitig auf beiden Nadeln.
- Spannung: Die rechte Nadel vorsichtig aus allen vier Maschen herausziehen. Die zuletzt gestrickten Maschen hängen jetzt kurz in der Luft und können mit Daumen und Zeigefinger fixiert werden. Das geht hier sogar noch besser als beim Links-Verzopfen.
- Die rechte Nadel vor den beiden abgehobenen Maschen (die sich jetzt wieder auf der linken Nadel befinden) herum führen und die zuletzt gestrickten Maschen wieder aufnehmen.
- Die beiden frisch ausgeparkten Maschen rechts abstricken.
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Total einfach, oder? Ihr könnt natürlich auch zwei Maschen parken, nur eine stricken und wieder ausparken oder eine parken und zwei stricken … oder oder oder, was auch immer euer Zopfmuster halt so vorsieht.
Also ich verzopfe generell nur noch so, aber falls es euch überhaupt nicht gefällt und ihr eure Zopfnadel abgöttisch liebt: auch gut! Ihr wisst ja, was in der StVO ganz am Anfang steht. Paragraph eins – jeder macht seins! 😀
Liebe Grüße!
Super Idee, vielen Dank – das werd ich ausprobieren. 🙂
Bislang hab ich bei kleineren Zöpfen immer direkt von der linken Nadeln die hinteren zwei Maschen verschränkt gestrickt, auf der Nadel gelassen und dann die zwei vorderen abgestrickt (dann alle 4 Maschen zusammen von der Nadel gleiten lassen). Funktioniert für mich auch super, wird bei breiteren Zöpfen aber schnell verkramft 😉
Also Danke für die Erweiterung meiner “Zopfmusterstrickvarianten”!
Viele liebe Grüße, Lilli
Das mache ich schon seit Jahren, ich hatte es mir an Hand einer Anleitung von Grumperina beigebracht. Es gibt wirklich viele Zöpfe, die man damit schafft, auch durchaus komplexere und die Zopfnadel brauche ich nur noch bei ganz breiten Zöpfen, oder wenn sie echt kompliziert sind.
Bei meinem aktuellen Projekt (Adventurous aus Karisma) würde ich glaube ich verrückt werden, müßte ich mit der Zopfnadel zopfen.
Liebe Grüße
Bianca
cool!!!! das kommt mir bei den beiden Celtic-Tüchern die ich noch stricken MUSS sehr entgegen…DANKE!!!
Wunderbar! Dann viele Spaß dabei, Angelika 🙂
Interessant, wie du den Faden hält. Das hab ich bei linken Maschen bislang nur bei Laura Nelkin so gesehen. Es ist schon faszinierend. zu sehen, wie jeder so seine eigene Methode entwickelt hat und doch das Ergebnis stimmt.
Und danke für dieses Tutorial. Meine Methode war etwas haariger. Werde es jetzt mal so probieren.
Ich stricke gerade eine Blende mit 4-Maschen-Zöpfen. Da habe ich mich an diesen Beitrag erinnert – gesucht – gefunden – ausprobiert… Und bin begeistert! Vielen Dank für den tollen Tipp!
Ich halte sie mit den Fingern fest.